Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2020

34 Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Neue Rollen in der Pflege zu werden und eine Organisation in Form eines Vereins für die Reglementierung zu gründen. Diese hat Mindestanforderungen wie beispielsweise in Bezug auf Ausbildung, supervidierte klinische Tätigkeit und Weiterbildung definiert. Diese berechtigen die Pflege- fachpersonen dazu, den Titel einer APN zu tragen. Die Reglementierung hilft, die Patientensicherheit zu gewährleisten und bringt Berufsangehörigen und Vorgesetzten Orientierung und Sicherheit. Die Stiftung Lindenhof Bern hat den Verein finanziell grosszügig unterstützt und damit den Aufbau der Organisation ermöglicht. Ich finde es sehr schön, dass die Stiftung ihre Tradition weiterführt und sich für die Weiterentwicklung der Pflege engagiert. Welchen Beitrag leisten die neuen Pflegeberufe zur Gesundheitsversorgung? Kathrin Moser: Pflegegeleitete Versorgung – und die geht im Ausland teilweise viel weiter als hier – ist bezüglich Mortalität, Aufenthaltsdauer und Komplikationsraten in vielen Studien gleich oder tiefer als in der ärztlich geleiteten Versorgung. Dies wurde in verschiedenen Settings nachgewiesen. Zudem konnte die Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten mit der Betreuung verbessert werden. Sabin Zürcher: Beispielsweise verordnen APNs weniger Laboruntersuchungen und Medikamente und sparen dadurch Kosten. Die Patientinnen und Patienten fühlen sich ebenso gut betreut. Kathrin Moser: Pflegeexpertinnen APN können auch Hausbesuche durchführen und die Menschen zuhause pflegen. So vermeiden sie häufig teure Spitalein- lieferungen. Können Sie uns die Essenz der neuen Pflegerollen genauer beschreiben – worum geht es? Sabin Zürcher: Es geht darum, dass sich Pflegefachpersonen auf ein Fachgebiet oder Thema spezialisieren. Dies kann beispielsweise bei einer Breast Care Nurse ein Fachkurs oder bei einer APN ein Master of Science in Nursing-Studium sein. Die Studierenden vertiefen ihre Kenntnisse in Pathophysiologie, Pharmakologie, wichtigen pflegerischen Konzepten und klinischen Untersuchungen. Zudem lernen sie, ihr Handeln auf den aktuellen Stand des Wissens abzustützen, Forschungsberichte zu interpretieren und die Wirksamkeit der eigenen Tätigkeit zu evaluieren. Damit können sie ein fundiertes Fach- und Erfahrungswissen aufbauen und ihre Kompetenzen schrittweise erweitern. Kathrin Moser: In der gesellschaftlichen Entwicklung müssen wir zunehmend ältere Menschen pflegen. Bei Spitaleintritt haben sie oft nicht nur ein medizinisches, sondern mehrere gesundheitliche Probleme. Zudem hat sich die Medizin in den letzten Jahren stark entwickelt und spezialisiert sich immer weiter. Die Pflegefachpersonen müssen entsprechend nachziehen. Die Medizin wird immer komplexer. Dabei können «Wir dürfen nie vergessen, den Patienten als Menschen ins Zentrum zu stellen – trotz zunehmender Spezialisierung.» Sabin Zürcher, Bereichsleiterin Fachentwicklung Pflege Die Bereiche Pflege sind in der Pflegedirektion organisiert, umfassen rund 600 Vollzeitstellen-Äquivalenten (900 Mitarbeitende) und sind in verschiedene Abteilungen und Fachgebiete aufgeteilt. Die Fachentwicklung Pflege ist standortübergreifend für die Weiterentwicklung von Pflegethemen zuständig.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxOTE=