Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2020

42 Welchen Vorteil bietet das Belegarztsystem? Dominik Böhlen: Die Patientinnen und Patienten können sich jederzeit an ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzten wenden. Damit haben sie von der Diagnose bis hin zur Nachsorge einen konstanten Ansprechpartner. Das Belegarztsystem ist eine Win-win-Situation und stärkt das gegenseitige Vertrauen. Unsere ineinandergreifende Behandlungskette und den starken Bezug zu den behandelnden Urologinnen und Urologen haben auch die Zertifizierungs-Auditoren als einzigartige Dienstleistung hervorgehoben. Dass die Patientinnen und Patienten vom kompetenten Informationsfluss vonseiten der Pflege profitieren, ist ein weiterer Vorteil. Denn es gibt Fragen, die von der Pflege besser beant- wortet werden können als von uns Ärztinnen und Ärzten. Warum unterscheiden Sie bei der Beckenboden- Therapie zwischen Männern und Frauen? Dominik Böhlen: Beckenbodentherapie ist ein wichtiger Teil der Behandlung. Im Gegensatz zu vielen anderen Physiotherapien wird im Beckenbodenzentrum der Lindenhofgruppe vorzugsweise gleichgeschlechtlich therapiert. Denn der weibliche und der männliche Beckenboden unterscheiden sich physiologisch voneinander. Warum steckt die Vorsorge beim Mann noch in den Kinderschuhen? Dominik Böhlen: Es gibt geschlechterspezifische Unter- schiede. Ihre Erziehung erlaubt Männern nicht, krank zu werden. Hinzu kommt, dass sich viele Frauen seit ihrer Pubertät gynäkologisch untersuchen lassen. Auch Verhütung liegt vorwiegend noch immer in der Verantwortung der Frau. Diese Erfahrung fehlt den Männern. Ihnen wird erst ab 40 bis 45 Jahren eine urologische Untersuchung empfohlen. Es macht ihnen häufig Mühe, zum Urologen zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Haben Männer Hemmungen, von Ärztinnen behandelt und von Frauen gepflegt zu werden? Dominik Böhlen: In unserem Ärzte-Team sind mit Frau Dr. Meissner und Frau Dr. Arndt auch zwei Urologinnen vertreten. Es gibt Männer, die würden gewisse Themen nie mit einer Frau besprechen. Andere wiederum haben damit kein Problem. Vielleicht gibt es auch Männer, die lieber zu einer Urologin gehen. Wir zeigen uns hier sehr aufgeschlossen und können individuell auf Bedürfnisse und Wünsche unserer Patienten eingehen. Mut und Vorsorge Im November 2020 lancierte die Lindenhofgruppe erstmals eine Movember-Kampagne. Sie soll Männer ermutigen, zur Vorsorge zu gehen. «Vorsorge ist noch immer kein Männerthema.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Urologie

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