Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2020

8 und Ärzten führt eine solche Situation zu einem extrem hohen und zeitaufwändigen Informationsbedarf. Durch unser aktiv gesteuertes Krisenmanagement und die regelmässigen Kommunikationen konnten wir aber die meisten gut abholen und einbinden. Wie stufen Sie die Leistungen der Lindenhofgruppe in diesem pandemiebestimmten Jahr ein? Hannes Wittwer: Aus meiner Sicht steht das sehr gute und professionelle Krisenmanagement im Vordergrund. Ich sehe nicht, was der Verwaltungsrat hier kritisieren sollte. Die mittel- und langfristigen Herausforderungen der Spital- und Gesundheitsbranche, wie zum Beispiel die Ambulantisierung oder die Digitalisierung, bestehen auch in und nach der Pandemie. Wir können also den Kurs halten und müssen lediglich Anpassungen auf der Zeitschiene vornehmen. Das hängt aber davon ab, welche Auswirkungen sich aus der Corona-Pandemie noch ergeben. Deshalb sind wir froh, dass die Lindenhofgruppe trotz der pandemischen Lage die wichtigen Projekte auch weiter vorangetrieben hat. Das ist sicherlich eine grosse Herausforderung für das Management, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: die Pandemie zu bewältigen, ohne dass der weitere Betrieb stehenbleibt und in seiner Weiterentwicklung gebremst wird. Herr Speck, eine Frage an Sie als Leiter des Krisenstabs der Lindenhofgruppe: Wie hat das Zusammenspiel in der Praxis funktioniert? Guido Speck: Als Erstes möchte ich dem gesamten Krisenstab ein grosses Lob aussprechen. Wir haben die Prozesse in unserem Integrierten-Management-System aufgebaut – eine der Auswirkungen der ISO-Zertifizierung. Dazu gehörten auch praktische Trainings. Dass unser Wissen gerade in einer Pandemiesituation zur Anwendung gelangt, haben wir damals nicht gedacht. Der Krisenstab ist sehr schnell in einen operativen Modus gekommen. Wir haben Entscheide sachbezogen und effizient gefällt und umgesetzt. Die Massnahmen haben wir jeweils innerhalb von zwei bis drei Arbeitstagen kontrolliert und falls nötig Anpassungen vorgenommen. Im Normalzustand nimmt eine derartige Ergebniserreichung drei bis vier Wochen in Anspruch. Alle Beteiligten waren topmotiviert und haben sich über die ganze Zeit hinweg voll auf diese unkonventionelle Arbeitsweise eingelassen. Intern habe ich viele positive Rückmeldungen von Ärztinnen, Ärzten und Mitarbeitenden erhalten. Die Kombination von Krisenstab, regelmässiger Kommunikation und Videobotschaften des CEO hat ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Das hat mich sehr gefreut. Es hat mir die Energie und Zuversicht gegeben, dass wir die Pandemie gemeinsam meistern werden. Wie lange werden die Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Lindenhofgruppe einwirken? Guido Speck: Die Pandemie wird für uns nachhaltige wirtschaftliche Folgen haben. Im Moment arbeiten wir fast wieder im Normalbetrieb. Aber wir haben beispielsweise deutlich weniger Grippefälle zu behandeln, oder wir spüren bei den Elektiveingriffen eine Zurückhaltung bei der Bevölkerung. Diese Fakten kombinieren sich mit mehr Home-Office und eingeschränkten Freizeitaktivitäten. Das führt zu weniger Unfällen und Behandlungen. Das wirkt sich auf die Lindenhofgruppe direkt, aber auch indirekt auf unsere Tochterfirma City Notfall aus. Auch dort sind rückläufige Behandlungen zu verzeichnen. Ich schätze, dass wir ungefähr heute in einem Jahr wieder auf dem Stand sein werden, den wir vor der besonderen Lage hatten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns aber noch deutlich länger beschäftigen. Die von der Pandemie gerissenen Löcher werden wir nicht so einfach stopfen können. Aufgrund unserer stabilen Eigenkapitalbasis, der privaten Trägerschaft der Stiftung Lindenhof Bern und des hochprofessionellen Teams aus unseren Belegärztinnen und -ärzten, den angestellten Ärztinnen und Ärzten und unseren Mitarbeitenden sind wir in keiner Weise existenziell bedroht. Haben Sie trotz aller Umstände eine Kultur des Miteinander spüren können? Hannes Wittwer: Wir wissen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den pandemiebedingten Änderungen sehr unterschiedlich umgehen. Das Pandemiejahr war ein Stresstest für das starke Miteinander der Lindenhofgruppe. Ein Test, den wir bis jetzt bestanden haben. «Wir sind sehr schnell in einen operativen Modus gekommen.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

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