Qualitätsbericht der Lindenhofgruppe 2022

PATIENTENZENTRIERTE PERIOPERATIVE VERSORGUNG QUALITÄTSBERICHT 2022

Qualitätsbericht 2022 3 | 70 INHALTSVERZEICHNIS Qualität bringt Erfolg 5 Vorwort Guido Speck, CEO Lindenhofgruppe 6 Vorwort Nicole Krestan, Bereichsleiterin Operationsbetriebe Engeried- und Lindenhofspital 7 Qualitätsstrategie Qualitätsführerschaft in Medizin und Pflege ist und bleibt unser Anspruch 8 Patientenzufriedenheit Patientenbefragung: Weiterempfehlungsrate bleibt konstant hoch 10 Patientensicherheit Beim Blasenkatheter gilt: Seltener und kürzer ist besser 12 Behandlungsqualität Postoperative Wundinfektionen – Indikator für Qualität 14 Patientenzentrierte perioperative Versorgung 16 Lehre und Forschung Nicht universitäre Ausbildung – Ein «great place to start» 36 Weiterbildungskliniken 38 Forschung 39 Ausgewählte Publikationen 53 Kontinuierliche Verbesserungen Aufbereitung von Medizinprodukten: Digitale Tools bringen mehr Sicherheit und Effizienz 60 Fallmanagement: Gute Planung verkürzt den Spitalaufenthalt 62 Messungen im Überblick Lindenhofgruppe schneidet überdurchschnittlich gut ab 64 Register 68

Qualitätsbericht 2022 5 | 70 Der Erfolg der Lindenhofgruppe hängt von der Zufriedenheit ihrer Patientinnen und Patienten ab. Und diese sind zufrieden, wenn die Qualität der Leistungen stimmt. Das setzt engagierte und qualifizierte Mitarbeitende sowie effektive Prozesse und Strukturen voraus. Die Lindenhofgruppe arbeitet daher kontinuierlich daran, ihre Leistungen zu verbessern und damit die Patientenzufriedenheit weiter zu steigern. Wir überdenken unsere Leistungen immer neu und hinterfragen unsere Prozesse und Strukturen permanent. Wir scheuen uns nicht vor neuen Herausforderungen. Im Gegenteil: Veränderungen motivieren uns, neue – auch unkonventionelle – Wege zu gehen und überraschende Lösungen zu finden, die wir mit Sorgfalt vorantreiben. Damit heben wir einerseits die medizinische und pflegerische Qualität auf ein höheres Niveau, andererseits schaffen wir ein attraktives Arbeitsumfeld für qualifizierte Mitarbeitende. Kurz: Wir schaffen die Voraussetzungen für den Erfolg von morgen. QUALITÄT BRINGT ERFOLG Für viele Patientinnen und Patienten ist die Lindenhofgruppe mit ihren drei Spitälern Engeried, Lindenhof und Sonnenhof die erste Wahl. Das soll so bleiben. Darum arbeiten wir laufend an der Qualität unserer Leistungen – um immer besser zu werden. UNSERE SPITÄLER Engeriedspital Das Engeriedspital liegt im Brückfeld- quartier der Stadt Bern Gründungsjahr 1907 Betten 73 Operationssäle 3 Lindenhofspital Das Lindenhofspital liegt im LänggassQuartier der Stadt Bern Gründungsjahr 1908 Betten 284 Operationssäle 12 Sonnenhofspital Das Sonnenhofspital liegt im SonnenhofQuartier der Stadt Bern Gründungsjahr 1957 Betten 104 Operationssäle 6

Qualitätsbericht 2022 6 | 70 VORWORT GUIDO SPECK CEO LINDENHOFGRUPPE Qualität ist das Resultat eines starken Miteinanders Mit dem Qualitätsbericht 2022 informieren wir auf freiwilliger Basis über unsere Massnahmen, mit denen wir unsere Qualität messen, sichern und stetig verbessern. Und zwar in allen Bereichen – von der medizinischen und pflegerischen Versorgung bis hin zum Dienstleistungsbereich. Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Alle sind dazu aufgerufen, neben der täglichen Arbeit darüber nachzudenken, wie die Leistungen verbessert werden können. Und zwar stets mit Blick auf die Bedürfnisse der jeweiligen Patientin oder des jeweiligen Patienten. Qualität ist eine Maxime, die von unseren Mitarbeitenden gelebt wird und in deren Bewusstsein verankert ist. Um ein hohes Mass an Qualität bei all unseren Leistungen zu garantieren, haben wir effiziente und zuverlässige Arbeitsabläufe etabliert. Dabei ist unser starkes Miteinander ein wesentlicher Erfolgsgarant: Arbeiten alle Disziplinen gut abgestimmt zusammen, lassen sich die vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten der Mitarbeitenden, die Räumlichkeiten und die Instrumente bedarfsgerecht nutzen. Eine gute Abstimmung schafft Erfolgserlebnisse, stärkt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und steigert die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten. Die Förderung und Entwicklung einer Kultur des Lernens, in der Qualität wachsen kann und Fehler erkannt und angesprochen werden, gehört genauso zu unseren Grundsätzen wie die Zertifizierung der gesamten Lindenhofgruppe oder einzelner Zentren und Fachabteilungen. Im vorliegenden Qualitätsbericht gewähren wir Ihnen Einblicke hinter die Kulisse des Operationsbetriebs, der Aussenstehenden normalerweise verschlossen bleibt. Im Weiteren widmen wir uns den Themen «Perioperative Schmerztherapie», «Physiotherapie mit Spezialisierung auf die Orthopädie» sowie «Beckenbodenzentrum der Physiotherapie». An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei allen Ärztinnen, Ärzten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die spannende, vertrauensvolle Zusammenarbeit und das starke Miteinander. Ein grosses Dankeschön gebührt auch den Patientinnen, Patienten und ihren Angehörigen für das in uns gesetzte Vertrauen. Guido Speck CEO Lindenhofgruppe IHRE MEINUNG ZÄHLT – KONTAKTIEREN SIE UNS qualitaet@lindenhofgruppe.ch Telefon +41 31 300 75 46 Lindenhofgruppe Anliegen und Anregungen Postfach 3001 Bern

Qualitätsbericht 2022 7 | 70 VORWORT NICOLE KRESTAN BEREICHSLEITERIN OPERATIONSBETRIEBE ENGERIED- UND LINDENHOFSPITAL Profis vor und hinter den Kulissen Vorfreude auf die Operation? Das kennt wohl kaum eine Patientin oder ein Patient. Dagegen haben alle die Erwartung, dass es ihnen nach der Operation besser geht. Damit es so kommt, braucht es mehr als den erfolgreichen Eingriff im Operationssaal. Zahlreiche Handlungen und / oder Behandlungen im Vorfeld und im Nachgang gehören dazu. Es gibt also ein vor, ein während und ein nach der Operation. Fachleute sprechen von der «patientenzentrierten perioperativen Versorgung». Es braucht aber auch Services hinter den Kulissen, von denen die Patientinnen und Patienten direkt nichts mitbekommen. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass die Profis vor den Kulissen erfolgreich arbeiten können. Der Qualitätsbericht 2022 vermittelt exemplarische Einblicke in diese Zusammenhänge. Sie erfahren bei der Lektüre beispielsweise, was es braucht, damit wiederverwendbare Medizinprodukte zum gewünschten Zeitpunkt in der erforderlichen Menge und in sterilem Zustand im Operationssaal verfügbar sind. Dabei spielen digitale Technologien wie das etwas sperrig benamste neue Chargendokumentationssystem eine zentrale Rolle. Oder Sie erfahren, wie technologische Innovationen die Arbeit im Operationssaal verändern. So führen die Ärztinnen und Ärzte der Lindenhofgruppe chirurgische Eingriffe immer öfter mithilfe eines Roboters durch. Er trägt den stolzen Namen Da Vinci. Im postoperativen Bereich schliesslich zeigen wir Ihnen unter anderem, wie spezialisierte Pflegefachpersonen – sogenannte Pain Nurses – für ein optimales Schmerzmanagement sorgen. Auch sie nutzen moderne Technologien wie Schmerzpumpen. Diese ermöglichen Patientinnen und Patienten, die Schmerzmedikation in einem definierten Bereich selbst zu regulieren. Dieser Qualitätsbericht macht klar: Vor und hinter den Kulissen der Lindenhofgruppe arbeitet eine Vielzahl an hoch qualifizierten Profis als Team zusammen und nutzt dabei neueste Technologien. Dies alles mit dem Ziel, dass unsere Patientinnen und Patienten mit den bestmöglichen Erfolgsaussichten und so sicher wie möglich behandelt werden. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, alle im Operationsbetrieb tätigen Berufsgruppen ins Rampenlicht zu rücken. Ihre Arbeit ist deshalb nicht weniger wichtig. Nicole Krestan Bereichsleiterin Operationsbetriebe Engeried- und Lindenhofspital

Qualitätsbericht 2022 8 | 70 Lehre und Forschung QUALITÄTSFÜHRERSCHAFT IN MEDIZIN UND PFLEGE IST UND BLEIBT UNSER ANSPRUCH Die Lindenhofgruppe verfolgt in Sachen Qualität ein klares Ziel: Sie verfolgt eine Strategie der Qualitätsführerschaft. Die Unternehmensstrategie 2022 – 2026 bekräftigt diesen Anspruch. Dass er auch eingelöst wird, zeigen Qualitätsmessungen, Audits und Zertifizierungen. Die Lindenhofgruppe hat in ihrer Unternehmensstrategie 2022 – 2026 den Anspruch auf Qualitätsführerschaft bestätigt. Sie will ihre Position als Leader in der Patientenzentriertheit und Behandlungsqualität auf dem Platz Bern sichern. Deshalb will die Lindenhofgruppe die bereits hohe Weiterempfehlungsrate (siehe Beitrag auf Seite 10) nochmals steigern; und sie will bei den schweizweiten Messungen der medizinischen Leistungen weiterhin überdurchschnittlich abschneiden (siehe Beitrag auf Seite 64). Solche Indikatoren zeigen, dass die Lindenhofgruppe ihren Anspruch auf Qualität einlöst. Verfeinerte Messmethoden sowie externe Zertifizierungen und Audits helfen, die Qualität zu sichern und weiter zu erhöhen. PILOTMESSUNG PROM VIA APP In einem Pilotprojekt wurde die klassische Erhebung der Patientenzufriedenheit mittels digitaler Fragebogen ergänzt durch sogenannte PROMs (Patient-reported outcome measures). Sie zeigen, wie die Patientinnen und Patienten ihren Gesundheitszustand nach der Behandlung einschätzen. Die erforderlichen Daten werden über eine App erfasst. Das Pilotprojekt wurde am Sonnenhofspital im Bereich der Hüft- und Beckenchirurgie durchgeführt, hundert Patientinnen und Patienten nahmen daran teil. Aufgrund der guten Erfahrung und der positiven Rückmeldungen soll diese Messmethode künftig auch in anderen Fachgebieten und an weiteren Standorten eingesetzt werden. ISO-QUALITÄTSNORM ERFÜLLT Seit 2019 ist die Lindenhofgruppe ISO-9001:2015zertifiziert. Das bedeutet, dass ihr Qualitätsmanagementsystem höchsten Anforderungen genügt, ihre Dienstleistungen die Kundenerwartungen erfüllen und das Unternehmen permanent nach Optimierungen strebt. Nach drei Jahren stand 2022 die ISO-Rezertifizierung an. Die Auditorinnen und Auditoren der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) prüften das Qualitätsmanagementsystem der Lindenhofgruppe auf Herz und Nieren – in den Führungs-, in den Support- und in den Kernprozessen. Die Lindenhofgruppe hat die Überprüfung in allen Belangen bestanden. DKG-AUDITS BESTANDEN Seit einigen Jahren erfüllt das Onkologiezentrum Bern der Lindenhofgruppe die hohen und international anerkannten Standards der Deutschen Krebs- gesellschaft (DKG) und ist entsprechend zertifiziert. 2022 fanden in allen Subzentren (Brust-, Darm-, Gynäko-Onkologie-, Hämato-Onkologie- und Prostatazentrum) Überwachungsaudits statt. Das Prostatazentrum Bern durchlief zusätzlich ein Rezertifizierungsaudit. Die Fachexpertinnen und -experten haben alle Zentren zur weiteren Zertifizierung empfohlen. Diese Audits sind ein Qualitätssiegel und liefern wichtige Inputs für Optimierungen. Patienten- sicherheit Kontinuierliche Verbesserungen Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie

Qualitätsbericht 2022 9 | 70 Qualitätsstrategie «Solche Indikatoren zeigen, dass die Lindenhofgruppe ihren Anspruch auf Qualität einlöst.»

Qualitätsbericht 2022 10 | 70 PATIENTENBEFRAGUNG: WEITEREMPFEHLUNGSRATE BLEIBT KONSTANT HOCH Die Patientenbefragung zeigt der Lindenhofgruppe, was sie gut macht – aber auch, wo sie noch besser werden könnte. Die Befragung 2022 stellt der Lindenhofgruppe ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. 81 Prozent der Patientinnen und Patienten würden sie weiterempfehlen. Die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten ist für jedes Spital ein Gradmesser für Qualität. Die Resultate ermöglichen es, Verbesserungspotenziale zu erkennen und Anregungen von aussen aufzunehmen. Die Lindenhofgruppe befragt ihre Patientinnen und Patienten deshalb seit 2015 systematisch. Die Auswertung 2022 bestätigt die Tendenz der letzten Jahre: Die Gesamtzufriedenheit ist hoch. Sie erreicht 5,62 von 6 möglichen Punkten. AUSWERTUNG WIRD SYSTEMATISCHER Seit 2020 erfolgt die Befragung mithilfe eines digitalen Fragebogens. Das hat zu einer Standardisierung des Ablaufs geführt und ermöglicht eine systematische Auswertung. Die Daten lassen sich beispielsweise anonymisiert bis auf die Pflegestation herunterbrechen. So werden einerseits Entwicklungen in den einzelnen Abteilungen sichtbar, andererseits kann zwischen den Abteilungen ein transparenter Dialog über Verbesserung geführt werden. Um noch besser zu werden, hat die Lindenhofgruppe ihre Qualitätsentwicklung neu ausgerichtet. Durch ein patientenzentriertes Qualitäts- und Prozessmanagement werden die einzelnen Prozesse zu einem Patientenpfad zusammengeführt, sodass mit dem Patientenfeedback eine kontinuierliche Verbesserung erreicht werden kann. Mit der Förderung von patientennahen Messungen wird die Qualitätsentwicklung gefördert und eine langfristige Qualitätssicherung im Sinne unserer Patientinnen und Patienten gewährleistet. WERTE WERDEN GELEBT Ein wichtiger Indikator für die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten ist die Weiterempfehlungsrate, der sogenannte Net Promoter Score (NPS). Die Patientinnen und Patienten werden gefragt, ob sie ihren Verwandten und Bekannten das Spital weiterempfehlen würden. 81% der Befragten antworten mit einem Ja. Der NPS ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben und bestätigt damit den Trend der letzten Jahre. Den Mitarbeitenden des Lindenhof-, Engeried- und Sonnenhofspitals attestieren die Patientinnen und Patienten durchgehend hohe Freundlichkeit. Die wertschätzende und transparente Kommunikation der Fachpersonen wird grossmehrheitlich positiv wahrgenommen. Über alle Standorte hinweg lag der Wert bei 5,78 von 6 möglichen Punkten. Ein schöner Beweis, dass die Werte der Lindenhofgruppe gelebt werden. Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Qualitätsbericht 2022 11 | 70 ZAHLEN Verschickte Fragebogen 2021: 16 697 2022: 15 821 Eingegangene Antworten 2021: 7 170 (43 %) 2022: 6 933 (44 %) Via QR-Code gelangen Sie zu den aktuellsten Ergebnissen der Patientenbefragung. Patientenzufriedenheit «Über alle Standorte hinweg lag der Wert bei 5,62 von 6 möglichen Punkten. Ein schöner Beweis, dass die Werte der Lindenhofgruppe gelebt werden.»

Qualitätsbericht 2022 12 | 70 BEIM BLASENKATHETER GILT: SELTENER UND KÜRZER IST BESSER Blasenkatheter kommen in Spitälern häufig zum Einsatz. Doch sie sind nicht harmlos. Für die Patientinnen und Patienten besteht Verletzungs- und Infektionsgefahr. Mit der Aktion «Sicherheit beim Einsatz von Blasenkathetern» will die Lindenhofgruppe das Risiko für ihre Patientinnen und Patienten so klein wie möglich halten. Rund ein Viertel aller Patientinnen und Patienten erhält im Verlauf des Spitalaufenthalts einen Blasenkatheter. Will heissen: Ihnen wird ein kleiner Schlauch in die Harnröhre eingeführt, um den Urin abzuleiten. Das ist nicht ganz harmlos. Bei der Einlage des Katheters können Verletzungen entstehen. Zudem begünstigt ein liegender Katheter die Entstehung von Infektionen. Für den Einsatz von Kathetern gilt deshalb: Seltener und kürzer ist besser. Ein Katheter sollte nur eingeführt werden, wenn dies für die Behandlung unverzichtbar ist. Und die Patientinnen und Patienten sollten nicht länger als absolut notwendig katheterisiert sein. Genau dafür sensibilisiert die Lindenhofgruppe mit der 2022 lancierten Aktion «Sicherheit beim Einsatz von Blasenkathetern». Sie umfasst ein ganzes Massnahmenbündel, um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten weiter zu erhöhen. INDIKATIONSLISTE UND SCHULUNG Zu den Massnahmen gehört eine Arbeitsanweisung für den Einsatz von Blasenkathetern, welche alle pflegerischen Handlungen in Zusammenhang mit dem Katheter genau beschreibt und eine verbindliche Indikationsliste enthält. Neu ist der Reminder im KISIM (Klinikinformationssystem), der die Pflegenden täglich durch einen Warnhinweis in der elektronischen Patientenakte daran erinnert zu überprüfen, ob bei einer Patientin beziehungsweise bei einem Patienten der Einsatz eines Katheters noch angezeigt ist. In Rücksprache mit der verantwortlichen Ärztin oder dem verantwortlichen Arzt wird er so rasch als möglich entfernt. Als weitere Massnahme wurde eine E-LearningEinheit entwickelt, in der die keimfreie und technisch korrekte Einlage von Kathetern per Video gezeigt wird. Diese musste von allen Pflegenden der Bettenabteilungen und von den Hebammen obligatorisch absolviert werden. Ergänzend wurden 2022 an allen Spitalstandorten der Lindenhofgruppe während je zwei Wochen begleitete Trainings angeboten, in denen alle Fachpersonen der Lindenhofgruppe die Einlage von Kathetern üben konnten. INTERPROFESSIONELLE ZUSAMMENARBEIT Die Aktion «Sicherheit beim Einsatz von Blasenkathetern» orientiert sich am nationalen Qualitätsprogramm «progress! Sicherheit bei Blasenkathetern». Umgesetzt wurde sie von einem interprofessionellen Projektteam mit Vertreterinnen und Vertretern der Fachentwicklung Pflege, der Patientensicherheit, der Spitalhygiene und der ärztlichen Fachgruppe Urologie. Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Qualitätsbericht 2022 13 | 70 Patientensicherheit «Als weitere Massnahme wurde eine E-Learning-Einheit entwickelt, in der die keimfreie und technisch korrekte Einlage von Kathetern per Video gezeigt wird.»

Qualitätsbericht 2022 14 | 70 POSTOPERATIVE WUNDINFEKTIONEN – INDIKATOR FÜR QUALITÄT Nach einer Operation kann sich die Wunde infizieren. Postoperative Wundinfektionen können sich negativ auf die Morbidität und die Mortalität auswirken, zu zusätzlichen Untersuchungen oder zu Rehospitalisierungen und damit zu höheren Gesundheitskosten führen. Und: Sie stellen für die Patientinnen und Patienten eine hohe Belastung dar. PUBLIKATION DER INFEKTIONSRATEN Die Ergebnisse der Lindenhofgruppe sind auf der Website des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) verfügbar und können über folgenden QR-Code abgerufen werden. Messergebnisse Akutsomatik – ANQ Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen Das Auftreten postoperativer Wundinfektionen ist also ein Indikator für die Qualität eines Spitals. Die Lindenhofgruppe erfasst daher im Rahmen der Messungen von Swissnoso – dem nationalen Zentrum für Infektionsbekämpfung – bei ausgewählten Eingriffen die Wundinfektionen. Die Resultate zeigen, dass die Lindenhofgruppe zu den Besten gehört.

Qualitätsbericht 2022 15 | 70 Behandlungsqualität «Die Resultate zeigen, dass die Lindenhofgruppe zu den Besten gehört.»

Qualitätsbericht 2022 16 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie PATIENTENZENTRIERTE PERIOPERATIVE VERSORGUNG Durch die Spezialisierung und die Fortschritte in den Behandlungsmethoden werden immer mehr Fachspezialistinnen und -spezialisten in die Abklärungs- und Behandlungskette eingebunden. Patientinnen und Patienten werden daher vor, während und nach einem operativen Eingriff (perioperativ) von verschiedenen medizinischen und anderen Fachpersonen behandelt. Entsprechend ist eine konstruktive Zusammenarbeit über die beteiligten Fachdisziplinen wie auch Professionen hinweg notwendig für eine patientenzentrierte Betreuung. Über alle darin involvierten Fachleute zu berichten, würde den Rahmen sprengen. Im vorliegenden Bericht legen wir deshalb den Fokus auf die Robotik im Operationssaal, auf die perioperative Schmerztherapie und auf die Physiotherapie. Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

ROBOTIK IM OPERATIONSSAAL Die Lindenhofgruppe wird zum Referenzzentrum INTENSIVES SCHULUNGSPROGRAMM Der Umstieg von der minimalinvasiven auf die robotergestützte Operationstechnik ist eine Herausforderung – auch für erfahrene und eingespielte Operationsteams. Der Aufbau des erforderlichen Know-hows wird daher von der Herstellerfirma des Da-Vinci-Operationssystems eng begleitet. Die Chirurginnen und Chirurgen wie auch die Assistenzoperateurinnen und -operateure durchlaufen ein intensives Schulungsprogramm und werden bei ihren ersten Einsätzen im Operationssaal begleitet. Erst danach sind sie autorisiert, selbstständig mit dem Roboter zu operieren beziehungsweise zu assistieren. Auch die OP- und Anästhesieteams durchlaufen ein auf sie zugeschnittenes Einführungsprogramm. Qualitätsbericht 2022 17 | 70 Interview mit Dr. Daniel Giachino HOHE PROZESSEFFIZIENZ Bei jeder Da-Vinci-Operation werden die Zeit für das Vorbereiten des Operationssaals, die Anästhesiezeit, die reine Operationszeit sowie die Aufenthaltsdauer der Patientinnen und Patienten im Spital erfasst und mit den entsprechenden Daten konventionell durchgeführter Eingriffe verglichen. Aufgrund der hohen Prozesseffizienz in der Bauchchirurgie und der steilen Lernkurve des Operationsteams wurde die Lindenhofgruppe von der Herstellerfirma angefragt, ob sie für den Fachbereich in der bariatrischen Chirurgie (gewichtsreduzierende Eingriffe bei ausgeprägtem Übergewicht) als Referenzzentrum zur Verfügung stehe. Seit 2020 wird am Lindenhofspital auch mit dem Roboter operiert. Das sogenannte Da-Vinci-Operations- system wird in der Prostata-, der gynäkologischen und der Bauch(Viszeral-)Chirurgie eingesetzt. Neu fungiert das Lindenhofspital als Da-Vinci-Referenzzentrum für bariatrische Chirurgie . Externe Chirurginnen und Chirurgen aus dem europäischen Raum werden in Bern in der roboterbasierten Operationstechnik geschult. Die roboterbasierte Operationstechnik gehört heute in der Prostatachirurgie zum Standard. In der Lindenhofgruppe hat diese innovative Technologie 2020 mit der Akkreditierung zweier renommierter Urologen und der Anschaffung des Da-Vinci-Operationssystems Einzug gehalten. Auch in der Viszeralchirurgie wird die Robotertechnik zunehmend eingesetzt. Welche Perspektiven das eröffnet, erklärt Dr. med. Daniel Giachino im Interview auf Seite 18.

Qualitätsbericht 2022 18 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie «Operieren mit dem Roboter wird in wenigen Jahren Standard sein» Das Da-Vinci-Operationssystem ermöglicht dank Robotertechnologie minimalinvasive Eingriffe mit höchster Präzision. Die Lindenhofgruppe arbeitet seit Anfang 2020 damit. Für Facharzt Dr. med. Daniel Giachino ist das die Zukunft der Chirurgie. Der neuartige Operationsroboter ist nach Leonardo da Vinci benannt, dem italienischen Universalgelehrten der Renaissance. Was verbindet den Roboter und das Genie? Leonardo da Vinci war ein Visionär. Auch das roboterbasierte Operationssystem ist visionär. Es ermöglicht beispielsweise, dass ein Mensch operiert wird, ohne dass eine Chirurgin oder ein Chirurg vor Ort ist. Die Lindenhofgruppe ist stolz, als junge Da-Vinci-Klinik diesen Status erreicht zu haben. Sie ist eines von nur zehn Referenzzentren für die Bauchchirurgie in Europa. Künftig werden also externe Chirurginnen und Chirurgen aus der Schweiz und dem Ausland in Bern an Schulungen und Hospitationen der Herstellerfirma teilnehmen. Eine Visitenkarte. Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Wird das heute schon praktiziert? Selten. Aber die Idee stand am Ursprung der roboterbasierten Operationssysteme. Die US-Armee suchte Möglichkeiten, ihre Soldaten in Kriegsgebieten besser zu versorgen. Heute wird der Da-VinciRoboter in vielen Spitälern eingesetzt. Der Chirurg beziehungsweise die Chirurgin ist aber in aller Regel im Operationssaal. Nehmen Sie uns mit in den Operationssaal: Wie verläuft eine Da-Vinci-Operation? Die ersten Schritte verlaufen wie bei einer konventionellen Operation. Der Patient oder die Patientin erhält die Narkose und wird vorbereitet. Dann planen wir die Schnitte für das Einführen der Roboterarme. Der Roboter verfügt über drei Greifarme und einen Kameraarm. Sind diese in den Körper eingeführt, gehe ich ins Cockpit, die Operation beginnt. Qualitätsbericht 2022 19 | 70

Qualitätsbericht 2022 20 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Über eine Konsole steuere ich die Roboterarme. Dabei orientiere ich mich anhand hochaufgelöster dreidimensionaler Bilder, die mir die Kamera von der Operationsstelle liefert. Was kann der Roboter besser als die Chirurgin oder der Chirurg? Vorweg: Er tut nur, was der Mensch ihm vorgibt. Er operiert also nicht autonom – noch nicht. Gegenüber der minimalinvasiven Operationstechnik sehe ich drei Vorteile. Erstens: Roboterarme zittern nicht. Den sogenannten Tremor, den jede menschliche Hand hat, gibt es nicht. Das ermöglicht präziseres Arbeiten. Zweitens: Die Kamera wird nicht von einer Assistentin oder einem Assistenten geführt, sondern von mir. So kann ich stets jene Ansichten auf den Bildschirm holen, die ich gerade benötige. Und: Auch der Kameraarm zittert nicht, was die Bildqualität optimiert. Drittens: Der Arbeitsplatz ist ergonomisch. Ich muss nicht stundenlang über den Patienten oder die Patientin gebeugt arbeiten. Entsprechend höher ist die Konzentration. Welche Vorteile bringt der Robotereinsatz den zu operierenden Personen? Noch fehlen uns statistisch relevante Daten. Ich vermute, dass es einem Patienten, der minimalinvasiv operiert wurde, auf lange Sicht nicht schlechter geht als einer Patientin, die mit Da-Vinci-Technologie operiert wurde. Für die unmittelbare Zeit nach der Operation sehe ich aber durchaus Vorteile. Die Liegezeit ist meist kürzer, die Schmerzintensität geringer, Darm-, Blasen- und Sexualfunktionen kehren schneller zurück. Bei welchen Eingriffen kommt das Da-VinciOperationssystem zum Einsatz? Grundsätzlich kann es bei allen Eingriffen, die bisher minimalinvasiv durchgeführt worden sind, eingesetzt werden. Oft ist es eine Frage der Ökonomie. Da-Vinci-Operationen sind dann konkurrenzfähig, wenn die Abläufe im OP gut eingespielt sind. Routine im Umgang mit der Technologie ist entscheidend. Das setzt ein minimales Mengengerüst für bestimmte Eingriffe voraus. Ich führe mittlerweile alle grösseren viszeralen Eingriffe – also Operationen im Bauchraum – mit dem Roboter durch. Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Gibt es von Patientinnen und Patienten Vorbehalte gegenüber dem Roboter? Nein. Im Gegenteil: Es gibt Leute, die bewusst zu uns kommen, weil sie von Da-Vinci gehört oder gelesen haben. Nicht zu vergessen: Wir sind auch eine Ausbildungsklinik. Angehende Chirurginnen und Chirurgen erwarten, dass sie die neuesten Methoden kennenlernen. Für die Lindenhofgruppe ist es also entscheidend, diese Technologie im Angebot zu haben, um im Gesundheits- wie im Arbeitsmarkt zu bestehen. Die Lindenhofgruppe ist ein Referenzzentrum für das Da-Vinci-Operationssystem. Was bedeutet das? Wir sind ein Referenzzentrum für die Magenbypass-Chirurgie. Ich konnte in letzter Zeit viele entsprechende Eingriffe durchführen und aufgrund dieser Routine die Operationsdauer weit unter den europäischen Schnitt senken. Der Hersteller möchte deshalb, dass andere Spitäler in Europa von uns lernen. Bei der Mastdarm-Operation erzielen wir ebenfalls Spitzenwerte. Möglich, dass wir auch da zum Referenzzentrum werden. Mussten Sie für die Arbeit mit dem Da-Vinci eine spezielle Ausbildung absolvieren? Bis zur sogenannten Konsolenreife habe ich ein Ausbildungs- und Trainingsprogramm von mehr als 80 Stunden absolviert. Und der erste Eingriff erfolgte unter Begleitung eines erfahrenen Chirurgen, der vor Ort dabei war. Blicken wir in die Zukunft: Welches Potenzial steckt in der roboterbasierten Operationstechnik? In meinem Fachgebiet – der Viszeralchirurgie – wird Operieren mit dem Roboter in wenigen Jahren Standard sein. Demnächst kommen Konkurrenzsysteme zu Da Vinci auf den Markt. Das wird die Kosten drücken. Viel Potenzial steckt in Big Data und in künstlicher Intelligenz. Werden die vielen Operationsdaten anonymisiert ausgewertet, lernt das System dazu. Der Computer kann dann Warnungen abgeben, wenn er eine Gefährdung des Patienten oder der Patientin erkennt, oder gar planbare Teilschritte selbstständig ausführen – und dies sicherer und präziser als der Mensch. Auch bezüglich Ausbildung steckt viel Potenzial in der Technologie. Bereits heute können Eingriffe simuliert werden, sodass angehende Chirurginnen und Chirurgen gefahrlos üben können. • Die Vorteile auf einen Blick ✓ Bessere Bildgebung und Übersicht ✓ Hochpräzises Steuern der Instrumente ✓ Wegfall der natürlichen Zitterbewegungen der Hand ✓ Geringerer Blutverlust während des Eingriffs und damit weniger Bluttransfusionen ✓ Weniger postoperative Schmerzen und damit geringerer Schmerzmittelbedarf ✓ Raschere Genesung und minimale Narbenbildung ✓ Kürzerer Spitalaufenthalt Das Da-Vinci-Operationssystem kurz erklärt Das Da-Vinci-Operationssystem kombiniert die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mit der 3-D-Visualisierungstechnik. Minimalinvasiv bedeutet, dass die Instrumente durch kleine Schnitte in den Körper eingeführt und über einen Operationsroboter millimetergenau gesteuert werden. Durch die neuartige Visualisierungstechnik wird die Ansicht des Operationsfelds bis zu zehn Mal vergrössert. So kann die Chirurgin beziehungsweise der Chirurg überaus präzis und gewebeschonend arbeiten. Qualitätsbericht 2022 21 | 70

Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Qualitätsbericht 2022 22 | 70 PERIOPERATIVE SCHMERZTHERAPIE Spürbarer Mehrwert für Patientinnen und Patienten Schmerzen belasten Patientinnen und Patienten, die eine Operation hinter sich haben, während des Spitalaufenthalts am meisten. Die Pain Nurses der Lindenhofgruppe sorgen dafür, dass diese Belastung möglichst gering und möglichst kurz ausfällt. Nach einem operativen Eingriff treten häufig Schmerzen auf. Diese systematisch zu erkennen und wirksam zu lindern, ist in der Lindenhofgruppe Aufgabe der Pain Nurses. Pain Nurses sind diplomierte Pflegefachpersonen, die im Aufwachraum oder in der Anästhesie arbeiten und über eine Zusatzausbildung in Schmerzmanagement verfügen. Sie begleiten Schmerzpatienten und -patientinnen in der postoperativen Phase, also vom ersten Tag nach der Operation bis zum Spitalaustritt. Die Pain Nurses arbeiten in Delegation eines Anästhesisten / einer Anästhesistin. Sie besuchen die Patientinnen und Patienten täglich und erkundigen sich nach deren Befinden. Falls erforderlich, optimieren sie das Schmerzmanagement und empfehlen Massnahmen. Sie setzen diese in Absprache mit Anästhesisten und Anästhesistinnen und den Pflegenden der Abteilung um. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ist Voraussetzung für eine optimale Schmerztherapie. Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Qualitätsbericht 2022 23 | 70 CASE MANAGER DER SCHMERZTHERAPIE Die Pain Nurse ist also die Case Managerin der Schmerztherapie. Ihr Einsatz führt dazu, dass Medikationsentscheide und -therapien schneller getroffen und umgesetzt werden. Doppelverordnungen oder potenziell gefährdende Medikationen werden früher erkannt und erforderliche Massnahmen umgehend eingeleitet. Zu den zentralen Aufgaben der Pain Nurses zählt auch die tägliche Überwachung und Justierung der Infusionspumpe, über die sich Patienten und Patientinnen in einem begrenzten Rahmen Schmerzmittel zuführen können. Die Pain Nurse sorgt dafür, dass Patienten und Patientinnen während ihres Spitalaufenthalts möglichst wenig Schmerzen erdulden müssen. Das entlastet auch die Pflege. Zudem führen Pain Nurses regelmässig Schulungen und Fortbildungen für die Pflegeteams durch, was ebenfalls zu mehr Qualität in der Schmerztherapie führt. Kurz: Pain Nurses sind ein spürbarer Mehrwert für Patientinnen und Patienten – spürbar im eigentlichen Sinn des Wortes. Interview mit Corinne Sharp

Qualitätsbericht 2022 24 | 70 «Pain Nurses haben den Lead im Schmerzmanagement» Corinne Sharp arbeitet nebst ihrer Tätigkeit als AnästhesiePflegefachfrau als Pain Nurse im Schmerzdienst des Lindenhofspitals. Ihre Aufgabe ist es, den Schmerzpegel der Patientinnen und Patienten tief zu halten. Sie danken es ihr mit einem Lächeln oder mit Worten. Zu den grossen Belastungen eines Spitalaufenthalts zählen Schmerzen. Macht die Medizin keine Fortschritte in der Schmerzbekämpfung? Doch. Wir können Schmerzen, die nach einem operativen Eingriff auftreten, heute viel effektiver bekämpfen als noch vor einigen Jahren. Beispielsweise durch die Blockade der peripheren Nerven: So wird der Schmerz für bis Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

zu 48 Stunden unterdrückt. Zudem installieren wir bei Schmerzpatientinnen und -patienten eine Pumpe, über die sie die Schmerzmedikation innerhalb eines definierten Rahmens selbst steuern können. Das sind spürbare Fortschritte. Im Schmerzdienst der Lindenhofgruppe arbeiten sogenannte Pain Nurses, Pflegefachfrauen mit Zusatzausbildung in Schmerzmanagement. Welche Aufgaben übernehmen sie? Wir sorgen dafür, dass Patientinnen und Patienten, die nach der Operation Schmerzen verspüren, rasch und optimal versorgt werden. Dazu besuchen wir die Betroffenen täglich, analysieren ihre Situation und setzen wo nötig Massnahmen um. Kurz: Pain Nurses haben den Lead im Schmerzmanagement. Nehmen Sie uns mit auf eine Patientenvisite: Wie verläuft sie? Zuerst lese ich mich in das Dossier ein und bespreche mich mit den Pflegenden der Abteilung. Erst danach gehe ich auf Visite. Ich frage die Patientin oder den Patienten nach dem Befinden. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist das Gespräch. Als Pain Nurse muss ich gut zuhören und einschätzen können, wie die Äusserungen der Patientinnen und Patienten zu interpretieren sind. Das Schmerzempfinden ist sehr individuell und hat sowohl eine psychische als auch eine kulturelle Komponente. Was ist unter «psychischer Komponente» zu verstehen? Die Psyche beeinflusst das Schmerzempfinden. Neulich erzählte mir eine Patientin, dass sich zu Hause niemand um ihr Haustier kümmere – was bei ihr Stress auslöste. Wir fanden gemeinsam eine Lösung, die sie anschliessend organisieren konnte. Danach fühlte sie sich weniger gestresst und empfand dadurch weniger Schmerzen. Manchmal hilft auch, wenn man die Gedanken der Patientinnen und Patienten gezielt von den Schmerzen weglenkt, indem man sie in ein Gespräch verwickelt – beispielsweise über das Buch, das sie lesen. Was wäre ein Beispiel für die «kulturelle Komponente» des Schmerzempfindens? Frauen aus patriarchal geprägten Kulturkreisen klagen oft laut über Schmerzen, sobald sich männQualitätsbericht 2022 25 | 70

Qualitätsbericht 2022 26 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie liche Angehörige im Zimmer befinden. Sie dämpfen damit deren Erwartungshaltung, dass die Frau nach ihrer Heimkehr sofort voll belastbar ist. Die Botschaft lautet: Ich brauche Schonzeit. Solch verdeckte Botschaften muss man als Pain Nurse erkennen. Zurück zur Visite. Wie geht es weiter nach dem Gespräch mit der Patientin, dem Patienten? Sind medikamentöse Massnahmen angezeigt, bespreche ich diese mit der Anästhesistin oder dem Anästhesisten. Oft muss die Dosierung angepasst, manchmal das Schmerzmittel gewechselt werden. Vielleicht braucht es aber auch eine erneute Blockade der Nervenbahn. Bei Bedarf ziehen wir die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt bei. Manchmal muss die Patientin oder der Patient nur anders gelagert werden, um die Schmerzen zu reduzieren. Bei jeder Visite kontrolliere ich die Einstellungen der Schmerzpumpe und vergewissere mich, dass die Patientin respektive der Patient die Pumpe korrekt einsetzen kann. Welchen Mehrwert bringt die Funktion der Pain Nurse für die Patientinnen und Patienten? Dadurch, dass immer eine Fachperson mit Zusatzausbildung in Schmerzmanagement vor Ort ist, wird ihnen schneller und gezielter geholfen. Das bedeutet: weniger Schmerzen. Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Patientinnen und Patienten? Sie sind dankbar für unsere Arbeit. Manchmal äussert sich dies in einem Lächeln, manchmal in Worten wie «Sie sind meine Retterin» oder «Sie sind mein Engel» … (schmunzelt). • Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

PHYSIOTHERAPIE ALLGEMEIN Garant für ein optimales Behandlungsergebnis Auf viele chirurgische Eingriffe folgt eine physiotherapeutische Behandlung, um die Funktionsfähigkeit des Körpers wiederherzustellen. Die Physiotherapie der Lindenhofgruppe geniesst bei Patientinnen und Patienten einen hervorragenden Ruf. 99 Prozent würden sie weiterempfehlen. Die Operation ist vorbei, das künstliche Gelenk implantiert. Nun gilt es, die Funktionsfähigkeit des Körpers möglichst vollständig wiederherzustellen – durch gezielte Behandlung und mit einem individuellen Trainingsprogramm (siehe Interview auf Seite 28). Die sogenannte postoperative Behandlung ist ein klassisches Einsatzgebiet für die Physiotherapie, aber längst nicht das einzige. Physiotherapie spielt auch bei der Vorbereitung auf eine Operation sowie während des Aufenthalts im Spital eine wichtige Rolle. Mehr noch: Durch physiotherapeutische Behandlung kann nicht selten eine Operation vermieden werden. Interview mit Werner Ebener Qualitätsbericht 2022 27 | 70

Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie KOMPETENTES TEAM Die Lindenhofgruppe beschäftigt rund 40 Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Das Team ist fachlich breit abgestützt und auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Therapeutinnen und Therapeuten arbeiten mehrheitlich auf ärztliche Verordnung. Basierend auf der physiotherapeutischen Befundaufnahme erstellen sie einen individuell und auf die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten abgestimmten Behandlungsplan. Im Rahmen der Anamnese können die Therapeutinnen und Therapeuten auf das elektronische Patientendossier der Lindenhofgruppe zugreifen und die detaillierte Krankengeschichte nachlesen. Das erlaubt ihnen, die Therapie präzis zu planen und die Ziele mit der Patientin respektive dem Patienten realistisch zu formulieren. Eine Spezialität der Lindenhofgruppe: Das Physio-Team verfügt über viel Know-how zur physiologischen Wundheilung nach orthopädischen Eingriffen. Das Trainingsprogramm kann so gezielt auf die jeweilige Belastbarkeit ausgerichtet werden. ZUFRIEDENE PATIENTINNEN UND PATIENTEN Eine Therapieserie umfasst maximal neun Sitzungen. Im Idealfall sind die Behandlungsziele danach erreicht und die Therapie kann abgeschlossen werden. Ist dies nicht der Fall, wird sie nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt verlängert. Die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit der ambulanten Physiotherapie der Lindenhofgruppe ist ausgesprochen hoch: 89 Prozent sind sehr zufrieden mit den Dienstleistungen, 98 Prozent hatten einen positiven Therapieerfolg, 99 Prozent würden die Physiotherapie weiterempfehlen. Ein Meniskusschaden, eine Arthrose, ein Sturz: Das war zu viel für das Knie von Werner Ebener (78). Seit bald einem Jahr hat er ein künstliches Kniegelenk. Dank Physiotherapie und Training treibt er wieder schmerzfrei Sport. Physiotherapeut Andreas Steinemann hat Werner Ebener nach der Operation begleitet. «Das Ziel lautete: zurück auf den Tennis- court» Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen Qualitätsbericht 2022 28 | 70

Stunden auf dem Tennisplatz. Das Knie fühlt sich an wie zu seinen besten Zeiten … (lacht). Was war die Ursache für die Implantation der Knieprothese? Vor vielen Jahren holte ich mir auf dem Fussballplatz einen Meniskusriss, der über die Zeit zu einer Arthrose im Kniegelenk führte. Lange Zeit hatte ich kaum Probleme damit. Letzten Winter bin ich jedoch gestürzt und aufs Knie gefallen. Vermutlich hat das die Arthrose aktiviert. Danach waren die Schmerzen so stark, dass eine Prothese unumgänglich wurde, um eine hohe Lebensqualität zu erhalten. Wie war das mit den Schmerzen direkt nach der Operation? Dank der guten medikamentösen Einstellung verspürte ich nur kurz Schmerzen. Nach drei Wochen konnte ich die Schmerzmittel reduzieren, nach sechs Wochen ganz absetzen. Das war der Zeitpunkt, als Sie mit der Physiotherapie begannen. Warum haben Sie sich für die Physiotherapie des Sonnenhofspitals entschieden? 2019 hatte ich eine Hüftoperation. Die anschliessende Physiotherapie absolvierte ich am Sonnenhofspital bei Andreas Steinemann. Ich fühlte mich so gut betreut, dass ich nach der Knieoperation unbedingt wieder zu ihm wollte. Herr Steinemann, was waren die physiotherapeutischen Befunde zu Beginn der Therapie? Bei Herrn Ebener gab es keine ungewöhnlichen Befunde. Die Beweglichkeit des Knies war – wie üblich nach einem solchen Eingriff – eingeschränkt. Er konnte zwar ohne Krücken gehen, nicht aber TrepHerr Ebener, Sie leben seit Juni 2022 mit einer Knieprothese. Wie geht es Ihnen? Sehr gut. Das heisst: Sie können sich schmerzfrei bewegen? Ja, ich bin absolut schmerzfrei – selbst nach einer dreistündigen Wanderung oder nach anderthalb Qualitätsbericht 2022 29 | 70

Qualitätsbericht 2022 30 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie pen hoch- oder runtersteigen. Zudem hatte er Wassereinlagerungen im Knie und im Unterschenkel. Welches Therapieziel haben Sie mit Herrn Ebener definiert? Das Ziel lautete: zurück auf den Tenniscourt und schmerzfrei wandern. Wir wollten das Knie also wieder vollständig funktionsfähig machen. Das ist gelungen. Wie sah der Therapieplan aus? Nach einer Knieprothesenoperation arbeiten wir in der Physiotherapie zuerst an der Beweglichkeit, damit das Gelenk wieder ausreichend gebeugt und gestreckt werden kann. Ergänzend können Massnahmen zur Reduktion der Schwellung eingesetzt werden. Später beginnt der Kraftaufbau. Dieser wird von einem Koordinationstraining begleitet, sodass alltägliche Bewegungsabläufe wie vom Boden aufstehen, Treppen steigen oder Velo fahren wieder möglich werden. Angepasst an die Phasen der Wundheilung geben wir den Patientinnen und Patienten Übungen mit. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist, dass sie zu Hause täglich rund zwanzig Minuten trainieren. Das Knie soll nicht primär geschont, sondern im Rahmen des Möglichen belastet werden. Wie lange hat die Therapie bei Herrn Ebener gedauert? Zwischen Juli und Dezember 2022 hatten wir fünfzehn Sitzungen. Zu Beginn kam Herr Ebener zweimal die Woche, später in immer grösseren Abständen. Herr Ebener, wie schwierig war es, zu Hause regelmässig zu üben? Man ist nicht jeden Tag gleich motiviert. Aber ich wusste, wie wichtig regelmässiges Trainieren ist. Also machte ich täglich meine Übungen. Zudem war ich dreimal die Woche eine Stunde auf dem Hometrainer. Sind Sie mit der Therapie zufrieden? Ich bin mehr als zufrieden. Herr Steinemann hat einen super Job gemacht. Dafür bedanke ich mich herzlich. Ich kann die Physiotherapie des Sonnenhofspitals nur weiterempfehlen. • Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

BECKENBODENZENTRUM DER PHYSIOTHERAPIE Durch Behandlung und Training vorbeugen und heilen Im Beckenbodenzentrum der Lindenhofgruppe erhalten Frauen, Männer und Kinder Beratung und Therapien bei Inkontinenz, Reizblase und anderen Beschwerden im Beckenbereich. Das Zentrum ist bekannt für seine qualitativ hohen Ansprüche. Das Beckenbodenzentrum am Lindenhofspital wurde 2012 eröffnet und ist seither kontinuierlich gewachsen. Heute beschäftigt es ein Team von neun spezialisierten Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Gemeinsam mit den behandelnden Fachärztinnen und Fachärzten finden sie die jeweils bestmögliche Behandlungs- und Versorgungslösung – abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten. BEGLEITUNG DURCH SPEZIALISIERTE PHYSIOTHERAPEUTINNEN UND -THERAPEUTEN Die Begleitung durch Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die auf den Beckenboden spezialisiert sind, unterscheidet das Beckenbodenzentrum des Lindenhofspitals von den meisten allgemeinen Physiotherapiepraxen. Es ist weitherum bekannt für seine qualitativ hohen Ansprüche und für seine Kompetenz in der Behandlung komplexer Fälle. Die Therapeutinnen und Therapeuten arbeiten eng und interdisziplinär mit den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten aus verschiedenen Fachgebieten zusammen. Die moderne medizinische Trainingstherapie vor Ort ermöglicht es den Patientinnen und Patienten, nach der eigentlichen Behandlung den Therapieerfolg zu konsolidieren. Qualitätsbericht 2022 31 | 70

FÜR FRAUEN, MÄNNER UND KINDER Die Beckenbodenphysiotherapie ist eine primär konservative Therapie. Sie ist wirksam bei Funktionsstörungen der Beckenbodenmuskulatur, welche zu Urinverlust, überaktiver Blase, einer Senkung der Genitalorgane, zu Verstopfung oder zu einem Reizdarm führen können. Auch kann ein Beckenbodentraining nach gynäkologischen Eingriffen, Prostataoperationen oder Operationen im Bauchraum verordnet werden. Nebst Frauen und Männern werden auch Kinder behandelt, beispielsweise bei einer sogenannten Enuresis nocturna (Bettnässen). UMFANGREICHES DIENSTLEISTUNGSANGEBOT Pro Jahr zählt das Beckenbodenzentrum der Lindenhofgruppe rund 4563 Behandlungen. 75 Prozent der Patientinnen und Patienten werden durch Belegärztinnen und -ärzte, 25 Prozent durch externe Arztpraxen zugewiesen. Darüber hinaus bietet die Lindenhofgruppe im Rahmen der Beckenbodenphysiotherapie ein umfangreiches Kurspro- gramm an, beispielsweise zur Vorbereitung auf eine Geburt, zur Rückbildung des Beckenbodens nach der Geburt oder zur Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten. Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Interview mit Larissa Grassi Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen Qualitätsbericht 2022 32 | 70

Qualitätsbericht 2022 33 | 70 Bei einer Geburt oder einer Prostataoperation kann die Beckenbodenmuskulatur geschwächt oder verletzt werden. Inkontinenz oder Reizblase sind mögliche Folgen. Aufbau und Training der Beckenbodenmuskulatur schaffen meist Abhilfe, sagt Larissa Grassi. Sie ist Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung im Beckenbodenzentrum der Lindenhofgruppe. «Wir können Menschen mit wenigen Übungen enorm helfen»

Qualitätsbericht 2022 34 | 70 Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Welche Bedeutung hat der Beckenboden für den menschlichen Körper? Der Beckenboden ist die Muskulatur, die den Bauchraum und die Beckenorgane gegen unten abschliesst. Damit verbunden sind die Schliessmuskeln der Harnröhre, der Vagina und des Enddarms. Eine gute Beckenbodenmuskulatur verhindert einerseits Inkontinenz, andererseits ermöglicht sie das Loslassen beim Stuhlgang. Welches sind die häufigsten Beschwerden, mit denen Frauen, Männer und Kinder zu Ihnen kommen? Die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Bei der Belastungsinkontinenz leiden die Patientinnen und Patienten unter unwillkürlichem Urinverlust beim Husten, Niesen, Heben, Sporttreiben oder bei anderen Belastungen, die auf den Beckenboden wirken. Bei der Dranginkontinenz oder Reizblase verspüren die Betroffenen unvermittelt einen starken Harndrang, auch wenn die Blase kaum gefüllt ist. Auch hier kommt es häufig zu unwillkürlichem Urinverlust. Kinder kommen in der Regel wegen Bettnässens zu uns. Manche Patientinnen und Patienten leiden auch unter Stuhlinkontinenz. Was sind die Ursachen solcher Beschwerden? In der Regel eine Schwächung oder eine Verletzung der Beckenbodenmuskulatur. Eine Verletzung kommt bei Frauen häufig nach schweren Geburten vor. Bei Männern kann Inkontinenz nach einer Prostataoperation auftreten. Chronische Blasenentzündungen, eine neurologische Störung oder starkes Übergewicht können den Beckenboden belasten. Eine Reizblase kann durch ein Fehlverhalten verstärkt werden: Dies liegt dann vor, wenn Menschen aus Gewohnheit ständig zur Toilette rennen. Im Beckenbodenzentrum der Lindenhofgruppe helfen Sie den Betroffenen. Wie genau? Eine Therapie beinhaltet in der Regel neun Termine und erstreckt sich über drei bis sechs Monate. In der ersten Sitzung führe ich ein ausführliches Gespräch, gebe aber auch schon erste Tipps. Bei der zweiten Sitzung untersuche ich den Beckenboden durch Abtasten und durch Beobachten der Kontraktionen. Aus der Anamnese und der Diagnose leite ich dann individuelle Übungen ab. Sie sind der Kern der Therapie. Die Patientinnen und Patienten müssen intensiv mitarbeiten und zu Hause täglich Übungen machen. Wo angezeigt, versuchen wir auch, Verhaltensmuster zu verändern. Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

Qualitätsbericht 2022 35 | 70 Welche Erfolge sind von einer Beckenbodentherapie zu erwarten? Die Aussicht auf Linderung der Beschwerden ist gross, sofern die Patientinnen und Patienten konsequent trainieren und sich die erforderliche Zeit für eine Veränderung zugestehen. Über welche Reaktionen freuen Sie sich besonders? Wenn mir Patientinnen oder Patienten erzählen, dass sie wieder joggen oder reiten können; oder wenn mir jemand sagt, sie habe sich wieder getraut, mit dem öffentlichen Verkehr in die Therapie zu kommen. Die Dankbarkeit, die mir bei solchen Reaktionen entgegenkommt, geht zu Herzen. Wie gehen die Patientinnen und Patienten mit dem Thema um? Ist es mit starken Tabus behaftet? Nicht im Rahmen der Therapie. Der Leidensdruck ist in der Regel so hoch, dass die Leute froh sind, mit einer Fachperson darüber sprechen zu können. Der Beckenboden ist Ihr Spezialgebiet. Was fasziniert Sie daran? Meine Ausbildung zur Pilates-Trainerin hat mich für das Thema sensibilisiert. Im Pilates spielt der Beckenboden eine zentrale Rolle. Als Therapeutin fasziniert mich, dass wir den Betroffenen mit wenigen Übungen und Tipps bereits enorm helfen können. •

Qualitätsbericht 2022 36 | 70 NICHT UNIVERSITÄRE AUSBILDUNG – EIN «GREAT PLACE TO START» Spitäler benötigen viele hoch qualifizierte Fachpersonen – in der Pflege und in anderen Gesundheitsberufen. Sie sind die Basis für den Unternehmenserfolg. Deshalb investiert die Lindenhofgruppe auf allen Stufen in die Ausbildung. Seit über hundert Jahren. Trotz Tradition geht sie gerne neue Wege. Pflegefachmann, Biomedizinische Analytikerin, Ernährungsberater, Hotelfachfrau, Physiotherapeut, Medizinproduktetechnologin, Fachmann Operationstechnik: Das ist nur eine kleine Auswahl an nicht universitären Gesundheitsberufen, die für die Lindenhofgruppe unverzichtbar sind. Ohne diese Fachpersonen wäre eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung nicht denkbar. Deshalb bildet die Lindenhofgruppe seit über hundert Jahren Gesundheitsfachleute aus und hat sich dabei einen hervorragenden Ruf erworben. Heute ist die Lindenhofgruppe kantonsweit die zweitgrösste Anbieterin von Ausbildungsplätzen im Gesundheitswesen. Die Bildungsangebote reichen vom Berufs-, Quer- oder Wiedereinstieg bis zur Spezialisierung – also von der Berufslehre bis zum Abschluss eines Studiums an einer Höheren Fachschule oder an einer Fachhochschule. Die Lindenhofgruppe bildet im ureigenen Interesse aus, aber auch im Sinne der Versorgungssicherheit der Region und im Auftrag des Kantons Bern. Manon Vögele Pflegefachfrau HF «Ich habe die Lehre als Fachfrau Gesundheit und die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF bei der Lindenhofgruppe absolviert. Auch die nächsten beruflichen Schritte plane ich hier. Warum? Weil die Lindenhofgruppe Lernende und Studierende hervorragend begleitet und fördert. Die Bildungsverantwortlichen sind stets ‹up to date›.» Attraktiv für junge Talente Im Wettbewerb um junge Talente profiliert sich die Lindenhofgruppe durch hohe Ausbildungsqualität und durch enge Begleitung der Auszubildenden. Mit Erfolg: In einer 2021 durchgeführten Befragung gaben 92 Prozent der Berufslernenden zu Protokoll, sie würden die Lindenhofgruppe ihren Freunden als Ausbildungsbetrieb empfehlen. Basierend auf dieser Befragung und der Analyse des Ausbildungskonzepts hat die Lindenhofgruppe 2021 die «Great Start»-Zertifizierung als Ausbildungsbetrieb erhalten. Dass die Lindenhofgruppe einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht, zeigt das gute Abschneiden ihrer Lernenden an den Berufsmeisterschaften «Fachfrau / Fachmann Gesundheit EFZ». Jüngstes Beispiel: An den Berner Meisterschaften 2022 belegten Lernende der Lindenhofgruppe die Plätze eins und zwei. Sie sind damit für die Schweizer Berufsmeisterschaften 2023 qualifiziert. Auch in den Vorjahren standen Lernende der Lindenhofgruppe regelmässig auf dem Berner Podest und nahmen an den «SwissSkills» teil. Yara Steiner Fachfrau Gesundheit EFZ und Berner Berufsmeisterin 2022 «Der Sieg an den Berner Berufsmeisterschaften hat mir gezeigt, wie viel ich bei der Lindenhofgruppe in drei Jahren gelernt habe. Nach dem Titelgewinn bekam ich viele Jobangebote. Kein Thema: Ich bleibe für die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF bei der Lindenhofgruppe. Das Lern- und Arbeitsklima ist schlicht motivierend.» Patienten- sicherheit Behandlungs- qualität Messungen im Überblick Patienten- zufriedenheit Qualitätsstrategie Lehre und Forschung Kontinuierliche Verbesserungen

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