«Am besten lernt man einen Beruf in der Praxis kennen»
11. Okt 2025
Spitalluft schnuppern – das ist wichtig, bevor man sich für eine Lehre als Fachfrau bzw. Fachmann Gesundheit EFZ (FaGe) entscheidet. Die Lindenhofgruppe bietet dafür Berufswahltage und Berufswahlpraktika an. Was die Schülerinnen und Schüler bei diesen Praxiseinblicken erleben, erklärt Pflegefachfrau Claudia Bumann.
FaGe gehört zu den meistgewählten
Lehrberufen. Was macht ihn so
attraktiv?
Er ist anspruchsvoll, weil FaGes viel
Verantwortung tragen; er ist abwechslungsreich,
weil im Spital kein Tag dem
andern gleicht; er ist persönlich herausfordernd,
weil man mit Menschen
in ganz unterschiedlichen Lebenslagen
zu tun hat. Dieser Mix macht den
Reiz aus. Mehr noch: FaGes arbeiten
in einem Team und eng mit anderen
Berufsleuten zusammen – mit Ärztinnen
und Ärzten, Pflegefachpersonen
und vielen mehr. Was die Entwicklungsperspektiven
betrifft: FaGe ist ein
Sprungbrett für eine Karriere im Gesundheitswesen.
Nach der Lehre gibt
es beispielsweise die Möglichkeit, an
einer Höheren Fachschule oder einer
Fachhochschule Pflege zu studieren.
Wie findet man heraus,
ob der Beruf zu einem passt?
Den Beruf lernt man am besten in der
Praxis kennen – Spitalluft schnuppern,
idealerweise mehrfach. Zudem hilft es,
mit Menschen zu sprechen, die im Gesundheitswesen
tätig sind.
Welche Einblicke in die Praxis
ermöglicht die Lindenhofgruppe
interessierten Jugendlichen?
Die erste Stufe ist der Berufswahltag.
Die Jugendlichen begleiten während
eines Tages eine Fachperson auf einer
Pflegestation. Wer dabei Lust auf
mehr bekommt, kann ein einwöchiges
Praktikum absolvieren.
Was erleben die Jugendlichen
in diesem Praktikum?
Es beginnt mit einem Workshop, der
in Themen wie Hygiene oder Patientenansprache
einführt. Danach sind
die Jugendlichen auf den Stationen.
Sie begleiten Fachpersonen und üben
einfache Tätigkeiten – beispielsweise
Blutdruckmessen. Am Ende der Woche
reflektieren wir mit den Jugendlichen
ihre Erfahrungen und erklären
ihnen, wie die Lehre in der Lindenhofgruppe
verläuft. Zudem schätzen wir
ihr Potenzial ein. Die schriftliche Beurteilung
können sie ihrer Lehrstellenbewerbung
beilegen.
Wie fallen die Reaktionen auf
das Berufswahlpraktikum aus?
Bei den allermeisten Jugendlichen
sehr positiv. Sie schätzen die gute
Aufnahme durch die Pflegeteams,
erzählen von interessanten Gesprächen
mit Patientinnen und Patienten
und sind stolz, dass sie erste Arbeiten
ausführen durften. Das Wichtigste:
Die meisten wissen nach der Praktikumswoche,
ob der Beruf zu ihnen
passt.
Das heisst: Die Praxiseinblicke
ermöglichen einen fundierten
Berufswahlentscheid.
Ja. Die Arbeit im Gesundheitswesen
ist anstrengend, herausfordernd, komplex.
Sagen wir es so: Man muss dafür
«brennen». Ob dem so ist, findet man
in der Praxis heraus.
Was muss man tun, wenn man
in der Lindenhofgruppe Spitalluft
schnuppern möchte?
Bei der Berufsorientierung arbeiten die
Gesundheitsinstitutionen des Kantons
Bern zusammen. Wer bei der Lindenhofgruppe
oder anderswo schnuppern
möchte, meldet sich über myoda.ch
für einen Schnuppertag und danach
für ein Praktikum an.
Welche Bedeutung haben die
Einblickstage für die Lindenhofgruppe?
Sie sind extrem wichtig, um Nachwuchs
zu gewinnen. Und: Wer sich bei
uns um eine FaGe-Lehrstelle bewerben
will, muss vorher ein Praktikum
absolvieren.
Gibt es weitere Möglichkeiten,
Einblicke in Gesundheitsberufe
zu erhalten?
Ja, im Rahmen des Kantonalen Tags
der Gesundheitsberufe. Am 21. Oktober
2025 öffnen acht Gesundheitsinstitutionen
im Kanton ihre Türen
und stellen vierzehn nichtuniversitäre
Gesundheitsberufe vor – nebst FaGe
auch Weiterbildungsberufe wie Pflegefachmann,
Rettungssanitäterin,
Physiotherapeut oder Hebamme. Der
Tag richtet sich an Jugendliche und
Erwachsene, an Schulklassen und Einzelpersonen.
Auf Rundgängen erhalten
sie Einblick in den Berufsalltag und
können mit Berufsleuten sprechen.