Dr. med. Christoph Kappel

«Wenn ich an Corona denke, muss ich immer an dieses kugelrunde Virus denken, mit diesen nelkenartigen Fortsätzen. Und dann an all die Menschen, die die Pandemie betroffen hat. Auf der ganzen Welt, in allen Schichten. Es hat sich praktisch niemand dem Ganzen entziehen können. Daraus ist viel Leid und nur wenig Gutes entstanden. Leid, dass wir nicht so richtig wahrnehmen, weil es der Schweiz noch verhältnismässig gut geht im Vergleich zu anderen Ländern. Anästhesie ist Teamarbeit. Heikles machen wir häufig in Zweierteams. Das ist wichtig. Viele, die direkt mit Corona-Patientinnen und –Patienten gearbeitet haben, haben sehr viel und sehr intensiv gearbeitet. Das hat mich beschäftigt. Denn sie waren stark exponiert und haben viele Überstunden gemacht. Dort hat man eine starke Solidarität gespürt. Die haben einen Riesenjob gemacht. Ich habe hier im Lindenhofspital grosse Solidarität auf vielen Ebenen gespürt. Aber ausserhalb des Spitals konnte man häufig wahrnehmen, wie viele Menschen egoistisch handeln und nur an sich denken. Wir haben uns, als Familie, schon in der ersten Phase der Pandemie recht zurückgezogen. Haben versucht, meine Eltern nicht zu sehr zu exponieren. Wir haben über Facetime kommuniziert und die Menschen, die uns direkt umgeben haben, aufklären können. Denn die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich in ihrem privaten Umfeld angesteckt. Ich bin ein ruhiger Mensch. Mein Ziel ist, zu helfen und den Zug in die richtige Richtung zu lenken. Ich hinterfrage gerne Dinge und suche Wege, auch mal etwas anders zu machen. Aber wenn ich mich nicht wohlfühle mit etwas, nehme ich mich lieber zurück. Auf sein Bauchgefühl zu achten, ist auch in der Anästhesie besonders wichtig. Und dass die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt Ruhe ausstrahlt, auch wenn gerade Stress ist.»