Marisa Inäbnit

«Die Bilder, die mir bleiben werden, sind die der Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation. Alle, die ich gesehen habe, sind beatmet worden, haben auf dem Bauch gelegen. Auch, dass die Patientinnen und Patienten keinen Kontakt zu ihren Nahestehenden hatten, hat mir im Herzen weh getan. Das war verrückt. In so einer schlimmen Situation auf seine Lieben verzichten zu müssen. Das bleibt. Das sind traurige Dinge. Aber es sind auch schöne Dinge passiert. Einer der Ärzte hat ein Foto eines Patienten gezeigt, der im letzten Frühling erkrankt ist und lange krank war. Dem es nicht gut ging. Und der jetzt Grüsse geschickt hat. Das war sehr schön, das zu sehen. Ich bin in einer Situation, die Corona sehr nah erlebt. Aber durch meine Aufgabe kümmere ich mich mehr darum, möglichst gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Pflege am Bett von Patientinnen und Patienten ist aber nicht meine primäre Aufgabe. Dadurch bin ich vor den direkten Ängsten geschützt, die Mitarbeitende beschäftigen, die direkt mit Patientinnen und Patienten arbeiten. Sie haben eine Familie, haben Eltern, vielleicht Grosseltern. Das macht etwas mit einem. Wenn man dem ausgesetzt ist. Auch, wenn man ganz rational weiss, dass man sich schützen kann und die Möglichkeit sich anzustecken dadurch gering ist. Diese Angst steht in meiner Situation nicht so im Vordergrund. Man macht sich dennoch Sorgen. Um das Team, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die man gut kennt. Und natürlich auch um meinen Mann und meine Eltern. Denn im Spitalbetrieb ist man einer möglichen Ansteckung intensiver ausgesetzt. Wir hatten auch Situationen, bei denen Mitarbeitende im Team erkrankt sind.»