Reportage Berufliche Perspektiven

Von der Lehre zum «Bachelor of Science Pflege»

Livia Winkelmann ist Fachfrau Gesundheit und absolviert das Teilzeitstudium «Bachelor of Science Pflege» an der Berner Fachhochschule Gesundheit. Ihr Ausbildungsbetrieb ist das Lindenhofspital Bern. Über die Herausforderungen und ihre Erfahrungen mit dem Teilzeitstudium berichtet sie im Interview im Einsteiger. Rita Küchler, Leiterin Aus- und Weiterbildung, weiss, was junge Menschen wie Livia motiviert. Sie findet es wichtig, Mitarbeitende in ihrer Entwicklung zu fördern und ihnen berufliche Perspektiven zu bieten. Wie sie sich in ihrem Bereich dafür engagiert, erzählt sie hier.

Rita Küchler im Interview

Frau Küchler, Sie sind bei der Lindenhofgruppe für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich. In welchen Berufen bilden Sie aus?
Rita Küchler: Aktuell bieten wir in 20 verschiedenen Berufen rund 200 Ausbildungs- und Praktikumsstellen zur Ausbildung von Fachpersonen in nicht universitären Gesundheitsberufen auf Tertiärstufe, sowie 100 Lehrstellen an.

Darunter sind zahlreiche Studierende der Studiengänge der Berner Fachhochschule Gesundheit; nämlich aus den Studiengängen Pflege, Hebamme, Physiotherapie sowie Ernährung und Diätetik.

Die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sind Ihnen offenbar wichtig. Sie arbeiten bei der Lindenhofgruppe darum eng mit dem Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule zusammen. Wie sieht diese Kooperation genau aus?
Rita Küchler: Schön, dass ich diese Frage im ausklingenden Jahr beantworten darf: 2019 haben wir unsere zehnjährige Kooperation im Bereich Forschung und Entwicklung mit der Berner Fachhochschule gefeiert. Diese Zusammenarbeit stellt für beide Kooperationspartnerinnen einen interessanten Mehrwert dar und steigert unsere Attraktivität als Arbeitgeberinnen im Markt.

In unserer Zusammenarbeit haben wir es uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam Brennpunkte der Praxis zu bearbeiten, einen Beitrag zur Evidenz in der Pflege und in der Geburtshilfe zu leisten sowie die Pflegepraxis mit der Lehre und Forschung eng zu verknüpfen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein interprofessionelles Simulationstraining für geburtshilfliche Notfälle wurde gemeinsam entwickelt und in die Praxis umgesetzt.

An wen richtet sich das Angebot Teilzeitstudium «Bachelor of Science Pflege» und was trägt die Lindenhofgruppe zum guten Gelingen bei?
Rita Küchler: Das Angebot richtet sich an Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit sowie an Fachfrauen und Fachmänner Betreuung. Nicht alle können sich nach einer abgeschlossenen Erstausbildung ein Vollzeitstudium finanzieren. Mit dem Teilzeitstudiengang haben sie die Möglichkeit, neben dem Studium zu arbeiten.
Meine Kollegin, Christa Haller, hat als Verantwortliche Ausbildung in diesem Projekt die Interessen der Praxis vertreten. Von Anfang an haben wir bei der Lindenhofgruppe Ausbildungsplätze für diesen Studiengang angeboten. Dafür mussten wir in kurzer Zeit die entsprechenden Strukturen aufbauen. Eine herausfordernde, aber sinnstiftende Aufgabe. Der erste Teilzeitstudiengang konnte im Herbst 2017 starten. Wir bieten in der Lindenhofgruppe aktuell sechs Ausbildungsplätze pro Jahr für dieses Teilzeitstudium an.

Was war die Motivation für dieses Engagement?
Rita Küchler: Wir brauchen gut ausgebildete Fachpersonen. Es ist uns bewusst, dass wir unseren Nachwuchs nur sichern können, wenn wir in die Ausbildung investieren. Es ist wichtig, den jungen Berufsleuten verschiedene Perspektiven für die Weiterentwicklung zu bieten. Wir machen die schöne Erfahrung, dass viele, die bei uns die Ausbildung absolvieren, nach dem Abschluss bei uns bleiben oder später zu uns zurückkommen. Das berichtet auch Frau Winkelmann im Interview von sich. Sie hat in der Lindenhofgruppe die FaGe-Lehre absolviert und ist dann während ihres Teilzeitstudiengangs Pflege FH zurückgekommen. 

Was sollten junge Menschen, die sich für den «Bachelor of Science Pflege» im Teilzeitstudium interessieren, an Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen? 

Rita Küchler: Eine hohe Eigenständigkeit und viel Selbstverantwortung für den Lernprozess sind nützlich. Überdurchschnittliches Engagement und echtes Interesse helfen, mit den Herausforderungen zurechtzukommen und alles unter einen Hut zu bringen. Die Ansprüche sind nicht zu unterschätzen: Arbeiten in der Praxis, Präsenzunterricht an der Berner Fachhochschule und ein anspruchsvolles Selbststudium.

Gibt es in der Lindenhofgruppe ein spezielles Programm für Teilzeitstudierende in der Pflege?
Rita Küchler: Die Praxiseinsätze werden je nach Vorbildung und Berufserfahrung der Studierenden individuell geplant. Wichtig ist uns dabei, dass sie in unterschiedlichen Fachgebieten arbeiten und so eine möglichst breite Ausbildung absolvieren können. Sie werden, wie alle anderen Auszubildenden, von den Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern der Abteilungen individuell begleitet. Ausserdem profitieren die Studierenden während den Praktika von einem regelmässigen Transfercoaching. Dabei handelt es sich um eine Lernsequenz in der Gruppe. Eine Praxismentorin leitet diese kleine Gruppe. Gemeinsam reflektieren die Studierenden dabei Situationen aus dem Praxisalltag und vertiefen diese. Das stärkt den Lerntransfer zwischen Theorie und Praxis. Neuste Erkenntnisse aus der Pflegewissenschaft können so in den Lernprozess integriert werden.

Welche beruflichen Perspektiven eröffnet der «Bachelor of Science Pflege» den Lernenden?
Rita Küchler: Pflegefachpersonen FH steht das ganze Spektrum in der Pflege offen. Oft übernehmen sie rasch Zusatzfunktionen wie zum Beispiel Mitarbeit im Qualitätszirkel oder in Projekten. Manche engagieren sich in der Ausbildung und übernehmen, nach entsprechender pädagogischer Zusatzqualifikation, das Transfercoaching von Studierenden. Und natürlich stehen ihnen die vielseitigen Möglichkeiten gemäss unserem Laufbahnmodell offen. Wer gerne wissenschaftlich arbeitet, hat die Möglichkeit, den Studiengang «Master of Science Pflege» zu absolvieren und anschliessend ein Doktorat in Pflegewissenschaften zu erlangen.

Laufbahnmodell
Laufbahnmodell

Worin sehen Sie die Vorteile für die Pflege und die Spitalgruppe, wenn junge Mitarbeitende einen höheren Berufsabschluss wie den Bachelor in der Lindenhofgruppe absolvieren können?
Rita Küchler: Dank solcher Angebote finden hochmotivierte und qualifizierte Mitarbeitende den Weg in unsere Spitalgruppe. Und genau auf solche sind wir angewiesen, um der Berner Bevölkerung beste Qualität in Medizin und Pflege zu bieten. Dies ist unser oberstes Ziel.

Rita Küchler, Leiterin Aus- und Weiterbildung
Rita Küchler, Leiterin Aus- und Weiterbildung
"Berufliche Perpektiven sind wichtig."
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