Königinnen-Tausch

Unser Imker hat noch einiges zu tun, bevor die Bienensaison zu Ende geht: noch eine Oxalsäure-Behandlung, das Material putzen, aufräumen, Wachs schmelzen und den Honig in Gläser abfüllen. Vor allem musste er einige Königinnen austauschen. Bei dieser spannenden Arbeit durften wir ihm über die Schulter blicken.

Zunächst musste Gregory Blank alle Völker begutachten und bestimmen, bei welchen Völkern ein Königinnentausch sinnvoll wäre. Bei so einer Begutachtung kann auch herauskommen, dass ein Volk so schwach ist, dass es besser ist, es aufzulösen. Bei diesem Job geht es also um einiges. Gregory Blank schaut deshalb genau hin und trifft seine Entscheidungen gewissenhaft.

Kurz vor dem grossen Tag

Im Oktober hat unser Imker sich die Zeit genommen, um zur Sache zu schreiten und die Königinnen auszutauschen. Er hat uns erklärt, wie er dabei vorgeht: «Fünf bis sieben Tage vor dem Austauschen habe ich die alte Königin zusammen mit einigen Arbeitsbienen in einem fest verschlossenen speziellen Zusetzer eingefangen und ein wenig Zuckerfutterteig dazu gegeben. Die Prozedur dauert nicht lange, wenn die Königin vorher gezeichnet wird. Allerdings hatte ich eine Königin, die ich vorher einfach nicht finden konnte.»

Ihrer Majestät auf der Spur

«Erst beim sechsten Mal, nach dreimaligem Durchschauen konnte ich diese wirklich nervöse Königin entdecken und ebenfalls einsperren. Ehrlich gesagt, hatte ich es auf diese Königin ganz besonders abgesehen. Ich wollte sie unbedingt austauschen, weil auch ihre Bienen unangenehm nervös und stechwillig waren. Vielleicht war sie auch gar nicht befruchtet, weil sie zu spät umgeweiselt wurde. Ich hatte schon einige Male keine Brut mehr gesehen.»

Warum hatte unser Imker gerade diese Königin im Visier?

Die Königin steuert das Verhalten ihres Volkes durch die Abgabe von Pheromonen. Dieser Botenstoff beeinflusst das Lernverhalten der Arbeiterinnen und hält sie zusammen. Wenn unser Imker es mit einem besonders stechfreudigen Volk zu tun hat, dessen Verhalten er gerne beeinflussen möchte, tut er also gut daran, die Königin auszutauschen. Nach dem Tausch dauert es ungefähr sechs bis acht Wochen bis eine Veränderung zu bemerken ist. Soviel Zeit brauchen die Nachkommen der neuen Königin, um die Mehrzahl im Volk zu bilden und das Verhalten merklich zu verändern.

Räumen Sie den Thron, Eure Hoheit!

«Irgendwann befanden sich dann alle Königinnen, die ich austauschen wollte, in den Zusetzern. Die gelben Zusetzer legte ich auf die Wabenschenkel und überliess sie eine Woche ihrem Schicksal. Damit der Tausch funktioniert, sollen die Arbeitsbienen das Gefühl bekommen, dass die alte Königin nicht mehr viel taugt, dann nehmen sie die neue gerne an.»

Hier kommt die neue Queen

«Sechs Tage später hatte ich dann acht neue Königinnen bei mir in der Post. Am folgenden Tag habe ich diese neuen Bienenköniginnen im verschlossenen weissen Zusetzer einfach ausgetauscht. Die Bienen fressen sich dann in 24 bis 48 Stunden einen Weg rein und raus und befreien so die neue Königin.»

Jetzt heisst es abwarten

«Anschliessend müssen die Zusetzer nochmal raus und die Beuten winterfest verschlossen werden. Etwa 14 Tage später könnte man nachschauen, ob Brut vorhanden ist. Ich warte lieber bis zur Oxalsäure-Behandlung, bevor ich die Bienen wieder störe. Da haben sie aber keine Brut mehr und das sollte bei dieser Behandlung auch so sein. Ich könnte sowieso nichts mehr ändern und sehe dann im späten Februar, ob es funktioniert hat. Notfalls kann ich dann noch immer bestimmte Völker vereinigen.»

Kleines Bienen-Glossar

Umweiseln: Fachbegriff für das Austauschen der Bienenkönigin.
Die Bienenkönigin: Jedes Bienenvolk hat nur eine Königin. Sie ist das einzige geschlechtsreife Weibchen, das für die Fortpflanzung im Volk zuständig ist. Bis zu fünf Jahre lebt eine Bienenkönigin. In dieser Zeit steuert sie durch die Abgabe des Bienenköniginnenpheromons, einem Botenstoff zur Informationsübertragung zwischen Individuen innerhalb einer Art, den Zusammenhalt im Volk und ist massgebend für sein Verhalten verantwortlich. Im Larvenstadium ernähren sich die späteren Bienenköniginnen von einem speziellen Futtersaft, dem Gelée royale. So gut genährt entwickelt sich eine Bienenkönigin anders als eine Arbeiterbiene: Im Vergleich hat die Königin einen deutlich längeren Hinterleib. Bestimmte Situationen wecken beim Bienenvolk den Umweiselungstrieb. Das passiert zum Beispiel, wenn der Schwarmtrieb erwacht, die Legeleistung der Königin nachlässt, sie krank wird oder stirbt.

Die Arbeiterbiene: Aus den befruchteten Eiern einer Bienenkönigin schlüpfen Arbeiterbienen. Ein Bienenvolk besteht aus bis zu 30 000 Arbeiterinnen im Sommer. Im Winter sind es zwischen 8 000 und 12 000. Die Larven der Arbeiterinnen unterscheiden sich anfangs nicht von denen der Königinnen. Ernährung und Pflege machen den Unterschied und entscheiden darüber, ob eine Biene in 21 Tagen zur Arbeiterin oder in 16 Tagen zur Königin heranwächst. Die Arbeiterinnen sind nicht fortpflanzungsfähig. Sie leben im Sommer drei bis fünf Wochen, im Winter sechs Monate. Abhängig von ihrem Alter übernehmen die Arbeiterinnen im Bienenstock verschiedene Aufgaben: Zellen putzen, Bienenstock reinigen, die Brut pflegen, Waben bauen, das Flugloch bewachen, Nektar sammeln.

Die Drohne: Aus den unbefruchteten Eiern einer Bienenkönigin entwickeln sich die stachellosen Drohnen. Im Bienenvolk bilden diese männlichen Bienen von März bis Juli mit bis zu 3'000 Tieren die Minderheit. Sie haben vor allem eine Aufgabe, die darin besteht, eine junge Königin zu befruchten. Gelingt es ihm, gibt er seinen gesamten Samenvorrat weiter und stirbt. Drohnen, die es nicht schaffen, eine Königin zu begatten, werden im Spätsommer von den Arbeiterinnen aus dem Stock gedrängt und manchmal sogar abgestochen. Ohne die Fütterung durch die Arbeiterinnen werden sie dann verhungern oder zum beliebten Snack für Insektenfresser.

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Miteinander nachhaltig

«Miteinander nachhaltig» -
Eine Initiative der Linden­hofgruppe

Mehr Nachhaltigkeit in der Linden­hofgruppe ist das erklärte Ziel unserer neu gegründeten Arbeitsgruppe. Entstanden ist die Initiative auf Anregung von Mit­arbeiter­­innen und Mitarbeitern. Schon in den letzten Jahren war die Lindenhofgruppe mit Projekten zur Energie-Effizienz, Ökowiesen und Bienenvölkern am Linden­hofspital, ent­sprechen­den Optimierungen in der Pflege und der Hotellerie grün unterwegs. Projekte und Mass­nahmen dieser Art sollen in Zukunft aktiv weiter ausgebaut werden.

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