Interview
mit Sarah Müller

«Normalität tut gut.»

Frau Müller, Sie sind ein sehr aktiver Mensch. Schon während Ihrer Therapie haben Sie Sport gemacht und auch gearbeitet. Warum war das wichtig für Sie und was machen Sie heute?

Sarah Müller: «Ich wollte mich von der Diagnose nicht runterziehen lassen. Während der Chemotherapie taten mir frische Luft und Bewegung, Velofahren, Joggen oder Spazierengehen sehr gut. Auf sozialer Ebene waren die Kinder eine enorme Stütze. Die Krankheit rückte beim Sport und beim Spiel mit den Kindern in den Hintergrund. Ich fühlte mich wohl in meinem Körper. Bis heute bringt mich der Sport in Balance und die Kinder auf frohe Gedanken. Als ich im Herbst 2020 wieder zu arbeiten begann, kamen alle Erlebnisse plötzlich wieder hoch. Ich habe mir dann psychoonkologische Unterstützung gesucht. Über meine Situation auch ausserhalb des familiären Kreises zu sprechen hat mir geholfen, das Erlebte zu verarbeiten. Ich begann darüber nachzudenken, was mir wirklich wichtig ist und in der Folge habe ich meinen Job an den Nagel gehängt. Jetzt studiere ich und bin froh, dass ich den Mut gefunden habe, diese Entscheidung zu treffen.»

Wie hat die Diagnose Brustkrebs ihr Leben verändert?

S.M.: «Der Krebs hat einiges verändert, auch äusserlich. Allein meine Haare - die sehen jetzt ganz anders aus. Aber das ist in Ordnung, man ist ja nie die Gleiche wie gestern. Ich will ohne Angst durch das Leben gehen. Vor allem will ich für meine Kinder da sein. Sie haben mir in der ganzen schweren Zeit immer wieder gezeigt, dass das Leben weitergeht.»

Wie gestaltet sich das Verhältnis zu Ihrer Onkologin?

S.M.: «Meine Ärztin ist super. Sie hat mich von Anfang an mitreden lassen - bei der gesamten Therapie. Wenn es um eine neue Therapie oder ein neues Medikament ging, hat mich das manchmal zunächst überfordert. Dann brauchte ich einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen. Für meine Onkologin war und ist das kein Problem. Ich habe grosses Vertrauen zu ihr. Es hilft, dass sie keine leeren Versprechungen macht. Ich weiss, dass Sie tut, was sie kann. Es ist ein Miteinander.»

Wie haben Sie die Zeit der Bestrahlung empfunden?

S.M.: «Davor hatte ich grossen Respekt. Ich hatte früher Leute mit schwierigen Krankengeschichten und Erlebnissen getroffen. Zum Glück habe ich das dann gar nicht so erlebt. Meine Behandlungen waren immer nur kurz und alles war sehr gut organisiert. Das Krankenhauspersonal, mit dem ich zu tun hatte, hatte immer etwas Nettes zu sagen. Es fühlte sich irgendwann fast ganz normal an. Am Schluss war ich aber enorm erleichtert, dass ich nicht mehr hingehen musste. Nach der letzten Bestrahlung begab ich mich sogleich auf eine Radtour mit meiner Familie. Das war befreiend und einfach ein Glück.»

Unsere Fragen an den Radioonkologen Dr. med. Ulrich Oppitz

Dr. med. Ulrich Oppitz, Facharzt für Radio-Onkologie, ist Belegarzt der Radioonkologie am Lindenhofspital. Brustkrebs gehört neben der Bestrahlung vieler anderer Krebserkrankungen zu seinen klinischen Schwerpunkten. Für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen steht die persönliche Behandlung der einzelnen Patientin im Vordergrund seiner täglichen ärztlichen Tätigkeit.

Herr Doktor Oppitz, Sie sind Radioonkologe. Erklären Sie uns bitte kurz den Unterschied zwischen Ihrem Fachgebiet und der Radiologie?

Ulrich Oppitz: «Beide Fachgebiete sind nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen gemeinsam entstanden. In der Radiologie werden die Strahlen zu diagnostischen Zwecken eingesetzt und in der Radioonkologie wird die ionisierende Strahlung zur Behandlung und Heilung bösartiger Tumoren verwendet.»

Was erwartet eine Brustkrebs-Patientin bei einem Termin in der Radioonkologie?

U. O.: «Der erste Termin ist für ein Gespräch mit der Patientin reserviert. Dabei erläutere ich die individuellen Gründe für die Behandlung, gehe ausführlich auf den Ablauf der Planung, auf die Bestrahlung, ihre Dauer und möglichen Nebenwirkungen ein. Die Patientin hat genügend Zeit für Fragen und braucht sich nicht sofort entscheiden.»

Ist jede Bestrahlung gleich?

U. O.: «Nein, sowohl die tägliche Dosis als auch die Gesamtdosis kann sich je nach Behandlungsziel und Erkrankung sehr unterscheiden. Die Gesamtdauer der Behandlung kann bis zu sieben Wochen betragen, nimmt aber selten mehr als 20 Minuten täglich in Anspruch. Die meisten Bestrahlungen können wir heutzutage ambulant durchführen.»

Wie funktioniert Strahlentherapie überhaupt?

U. O.: «Durch die moderne Behandlungstechnik sterben die bösartigen Zellen entweder sofort oder nach mehreren Dosen. Manche gehen sogar erst später zugrunde, ohne sich bis dahin weiter zu vermehren. Das benachbarte gesunde Normalgewebe kann sich zum Glück zwischen den Bestrahlungen und in den Wochen nach der Therapie erholen.»

Welche Rolle spielt eine enge Begleitung der Patientin während der Therapie? Können Nahestehende dazu beitragen, dass die Therapie gelingt?

U. O.: «Ich freue mich immer, wenn der Partner oder andere Nahestehende insbesondere beim Erstgespräch dabei sind. Häufig ist man ja selbst recht aufgeregt und kann sich nicht alles auf einmal merken oder fragen. Ausserdem werden dann noch andere Aspekte hinterfragt und geklärt. Die Patientinnen haben eigentlich eine klare Vorstellung, ob sie eine enge Begleitung zu den täglichen Behandlungen wünschen. Erfahrungsgemäss freuen sich die meisten, dass sie überwiegend verkehrstüchtig bleiben und die Reise zur Therapie daher ohne Hilfe machbar ist und sie selbständig bleiben können.»

Miteinander gegen Brustkrebs ist keine Floskel, sondern Grundlage unseres Handelns in der Begleitung und Therapie unserer Patientinnen und ihrer Nahestehenden.
Miteinander gegen Brustkrebs ist keine Floskel, sondern Grundlage unseres Handelns in der Begleitung und Therapie unserer Patientinnen und ihrer Nahestehenden.

Brustkrebsmonat Oktober

Die «Rosa Schleife» wurde erstmals im Herbst 1991 von einer US-amerikanischen Stiftung eingesetzt. Inzwischen hat sie sich zu einem internationalen Symbol entwickelt. Wer sie trägt, demonstriert Solidarität mit von Brustkrebs Betroffenen. Mit einer Gesundheits­kampagne macht auch die Lindenhofgruppe verstärkt auf das Thema Brustkrebs aufmerksam.

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