«Ein gutes Screening hilft, schon frühzeitig gezielte Massnahmen zu ergreifen.»
Je früher ein Tumor nachgewiesen werden kann, desto eher geht man davon aus, dass es sich um kleinere Tumore handelt und man gezielter Massnahmen ergreifen kann. Eine gute Botschaft, die auch für die Diagnose von Prostatakrebs gilt. Die Magnetresonanztherapie macht bereits kleinste Veränderungen sichtbar. Ein Gespräch mit Belegärztin Dr. med. M. Correa Londoño, Fachärztin Radiologie.
Was zeichnet das Prostatazentrum der Lindenhofgruppe aus?
Dr. med. M. Correa: Das Prostatazentrum ist ein Zusammenschluss vieler Disziplinen. Hier arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten wie zum Beispiel der Urologie, der Onkologie, der Strahlentherapie und auch der Radiologie eng zusammen. Wir als Radiologinnen und Radiologen sind dabei jedoch nicht immer unmittelbar für den Patienten sichtbar. Und doch sind wir ganz für ihn da. Wir sind ein wichtiger Bestandteil des Ganzen. Bevor die Patienten im Prostatazentrum ankommen und im Tumorboard besprochen werden, machen wir uns ein Bild von ihnen. Dafür haben wir Expertinnen und Experten auf verschiedenen Gebieten. Die Patienten kommen auch ins Prostatazentrum, da die Ärzteschaft in jedem der angesprochenen Bereiche über einen grossen Erfahrungsschatz verfügt. Zudem steht der Mensch hier absolut im Zentrum, mehr als in anderen Kliniken.
Wie ist das spürbar?
Dr. med. M. Correa: Man nimmt sich Zeit. Schon wenn die Patienten hier ankommen. Wir holen sie ab und erklären ihnen, was sie nun erwartet. Meist übernehmen Radiologiefachpersonen, kurz RFP, diese Aufgabe. Bei diesen ersten Gesprächen gehen sie auch auf die Ängste der Patienten ein. Denn nicht für jeden ist es einfach, 40 Minuten stillzuliegen. Spannt man zum Beispiel den Beckenboden an, verschiebt sich die Prostata um einige Zentimeter nach oben. Darum braucht es eine genaue Vorbereitung und einige Informationen, damit die Untersuchung so gut und entspannt wie möglich gelingt.
Wann nehmen Sie mit den Patienten Kontakt auf?
Dr. med. M. Correa: Bei Prostatakrebs kommen überwiegend Schnittbildverfahren wie die Magnetresonanztomografie in Betracht, die Radiologiefachpersonen durchführen. Ergeben sich dabei Fragen oder Probleme, kommen wir umgehend dazu. Hat jemand zum Beispiel Platzangst, reden wir mit den Betroffenen und verabreichen bei Bedarf beruhigende Medikamente. Ist die Bildqualität nicht ausreichend, versuchen wir, diese gemeinsam mit den Patienten zu verbessern.
Wie viel von Ihnen selbst steckt in diesen Gesprächen?
Dr. med. M. Correa: Bei Prostatapatienten führen wir die Biopsien nicht selbst durch. Jedoch markieren wir die zu biopsierenden Regionen auf den Bildern und stellen diese dem behandelnden Urologen zur Verfügung. So kann er damit eine ultraschallgesteuerte Biopsie planen. Im Bereich Brustkrebs hingegen machen wir die gesamte Abklärung. Hier führe ich sehr viele Gespräche mit den Patientinnen. Sie kommen oft mit einem Gefühl der Angst und Ungewissheit zu uns. Hier sind die Gespräche entscheidend, um die Patientinnen auf die Situationen vorzubereiten. Ihnen zu vermitteln, dass sie Unterstützung erhalten. Einige dieser Gespräche nehmen einen mehr mit als andere. Will man menschlich bleiben, braucht es viel Einfühlungsvermögen und Offenheit. Das ist meines Erachtens sehr wichtig.
«Die Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs haben sich wesentlich verbessert.»
Wie wichtig ist Empathie bei der Diagnose?
Dr. med. M. Correa: Unsere Expertise ist das Fundament, die erste Säule unseres Handelns. Die zweite Säule ist die Empathie. Meistens haben die Patienten zum Beispiel weniger Angst vor der Biopsie. Sie haben Angst vor der Diagnose. Darum ist es enorm wichtig, die Patientinnen gleich nach der Untersuchung in einen Prozess einzubinden, ihnen einen Weg zu eröffnen. Zum Beispiel, indem man sie einlädt, gleich einen Termin mit ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem Arzt zu vereinbaren, um die Ergebnisse besprechen zu können. Das hilft ungemein. Die Zeit der Unsicherheit ist ein Martyrium. Das ist das Schlimmste. Die Patienten, die zur Abklärung ihrer Prostata zu uns kommen, sind in der Regel bereits an einen Urologen angebunden.
Wie sieht das bei Prostatakrebs aus?
Dr. med. M. Correa: Auch hier gilt es, die Patienten aufzufangen. Die Lindenhofgruppe bietet hier sehr viel. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs haben sich wesentlich verbessert. Prostatakrebs ist per Definition zwar keine chronische Krankheit, kann aber in vielen Fällen einen chronischen, gut kontrollierbaren Verlauf haben. Im Verhältnis zum Brustkrebs gibt es bei Prostatakrebs aber noch viel Aufklärungsbedarf.
Welche guten Botschaften fallen Ihnen dabei in Ihrem Bereich ein?
Dr. med. M. Correa: Früher gab es rektale Untersuchungen und den Ultraschall. Dann kam irgendwann das prostataspezifische Antigen, der PSA-Wert, dazu. Ein Parameter, der leider nicht sehr zuverlässig ist. Dann folgte die Magnetresonanztomografie, die MRT. Dieses Verfahren hat vieles verändert. Denn damit können wir die aggressiven Tumore schon früh identifizieren. Wir wollen einen Tumor erkennen, wenn er nur wenige Millimeter gross ist, und nicht erst, wenn er bereits eine Grösse von mehreren Zentimetern erreicht hat. Ein gutes Screening hilft, schon früh gezielt Massnahmen zu ergreifen und so Menschenleben zu verlängern und die Lebensqualität zu erhöhen. Genau das wollen wir erreichen. Zudem muss man so weniger therapieren, um einen Behandlungserfolg zu erzielen.
Können Sie sich an einen Fall erinnern?
Dr. med. M. Correa: Oftmals bekommen wir nur Ausschnitte des gesamten Prozesses mit. Ich kann mich aber an einen Patienten erinnern, den ich durchgehend begleitet habe. Das heisst schon vor der Operation und auch bei den Kontrollen. Er sagte, die Diagnose Krebs zu erhalten, sei unbeschreiblich. Das ziehe einem, bildlich gesprochen, den Teppich unter den Füssen weg. Plötzlich sei die Welt eine andere. Er sei aber sehr angetan von der Menschlichkeit, mit der man ihm hier in der Lindenhofgruppe begegnet sei. Dass man sich Zeit für ihn genommen habe. Und natürlich das operative Ergebnis und damit auch die Diagnostik sowie die Strahlentherapie. Bei ihm habe das alles gepasst. Er sei überglücklich.

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